Liebe Leserin, lieber Leser,
man glaubt es kaum: Irgend jemand muss sich die Mühe gemacht haben, die Zahl der Diäten zu zählen, die seit dem zweiten Weltkrieg veröffentlicht wurden. Es soll sich um rund 28.000 handeln. Den Schwerpunkt bilden Diäten zur Gewichtsabnahme. Die Ernährungswissenschaft empfahl ursprünglich strikte Kalorienreduzierung. Dann hieß es: „Fett einschränken“. Später wurden die Kohlenhydrate als Übeltäter entdeckt. Neuerdings geht die Diskussion wieder von vorne los …
Mich hat noch keine Ernährungsform in Sachen Abnehmen restlos überzeugt. Sicher gibt es Übergewichtige, die es mehr oder weniger problemlos schaffen können. Etwa der Handlungsreisende, der wegen der hohen Zahl an Geschäftsessen und ähnlichen Verpflichtungen zugelegt hat und sich nun zur Zurückhaltung bei solchen Anlässen zwingt. Ich kenne aber auch eine Reihe von Patienten (in der Regel Frauen Mitte 50), die trotz bester Absichten und Anstrengungen keine befriedigenden Erfolge erzielen. Nicht einmal mit vegetarischer Ernährung oder Heilfasten.
In manchen Fällen kann man als Arzt durchaus Ursachen aufdecken, z. B. Schilddrüsenunterfunktion, Hormonbehandlung oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Doch oft führt die Diagnostik auch nicht weiter. Sinnvoll erscheint mir dann folgender Rat: Am Anfang steht das innerliche Loslassen! Gewichtsabnahme kann man nicht erzwingen. Ständiges Wiegen ist daher übrigens zu vermeiden.
Der meist überlastete Stoffwechsel muss entlastet werden. Die klassischen Säulen unserer Naturheilkunde leisten dazu wertvolle Hilfe. Durch Rhythmisierung des Tagesablaufes wird „Ordnung“ in das vegetative Nervensystem gebracht. Kneippsche Anwendungen regen Durchblutung und Lymphfluss an. Bewegungstherapie trainiert Körper, Geist und Seele. Gezielte Reflexzonenmassagen unterstützen träge Organe und beruhigen, wo etwas überlastet ist.
In der Ernährung ist das Wichtigste die konsequente Meidung isolierter Kohlenhydrate wie Süßigkeiten, Limonade und Co. Neuere Untersuchungen zeigen: vor allem der abendliche Genuss entsprechender Kohlenhydrate wirkt sich ungünstig aus (siehe Artikel S. 8).
Auch Nahrungsmittel mit der Aufschrift „zuckerfrei“ sind nicht frei von Zucker, sie enthalten nur keinen Haushaltszucker. Vor allem die Fruchtzuckerzusätze haben dagegen in den letzten Jahrzehnten gewaltig zugenommen. Fruchtzucker ist ein billiges Süßungsmittel und wird deswegen zunehmend von der Nahrungsmittelindustrie allen möglichen Produkten beigegeben. In den USA ist der Fruktosekonsum in 30 Jahren um das 100-fache gestiegen. Hohe Fruchtzuckermengen blockieren Leptin. Das ist ein natürlicher Appetitzügler. Viel Fruktose in der Ernährung fördert somit den Appetit. Gleichzeitig fördern hohe Fruchtzuckermengen den Fettansatz. Deswegen empfehle ich Übergewichtigen, Süßes und alles mit der Aufschrift „ohne Zucker“ und „kalorienreduziert“ zu meiden.
Zugegeben, Ratschläge für eine gesunde Ernährung passen nicht so ganz in die Weihnachtszeit. Aber vielleicht versuchen Sie es im Neuen Jahr. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute für 2008!