Liebe Leserin, lieber Leser,
was einem nicht so alles entgegenflattert in den letzten Jahren an Tipps, wie man sich für ultimative Krisensituationen wappnen kann. Finanzexperten empfehlen Sachwerte gegen die Papiergeldflut, von Immobilien über Gold bis hin zu Goldminenaktien. In Zeitungen werden Grundstücke in Neu-Schottland (Kanada) als ultimative Sicherheit angeboten. Ganz große Schwarzseher raten zum Kauf von Wald, Äckern oder Fischteichen. Reinhold Messner erwarb schon vor langem einen Bauernhof – um in einer möglichen globalen Krise „völlig autark“ zu sein. Ganz so schwarz würde ich nun nicht sehen. Ich bin in gewisser Weise „begeistert“, wie es die Notenbanken immer wieder hinbekommen, den Casinobetrieb an den Finanzmärkten ebenso am Laufen zu halten wie die Schuldenmacherei allerorten. Dass allerdings irgendwann einmal eine „Reset-Taste“ gedrückt werden muss und ein Neuanfang unumgänglich wird, lässt sich erahnen, und das glauben auch viele Wirtschafts- und Finanzexperten.
Da fragt man sich, gibt’s denn kein „Investment“, das zeitlos ist, praktisch kein Geld kostet und in allen Situationen nutzbringend ist? Gibt es – nämlich klassische Naturheilkunde. Es geht um das Erwerben von Grundwissen und Fähigkeiten zur gesunden Lebensführung, vor allem in Anlehnung an die überwiegend zeitlosen Konzepte von Prießnitz, Kneipp oder Bilz (siehe Artikel S. 37). Wer nicht beim kleinsten Wehwehchen gleich zum Arzt laufen und dort unter Umständen lange Wartezeiten in Kauf nehmen will, um sich anschließend über nicht erstattungsfähige Arzneien zu ärgern, sollte versuchen, sich bei einfachen Problemen erst einmal selbst zu helfen. Naturheilkunde stellt nach Karl Pirlet, die Lehre von der „Heilhaltekraft“ in uns Menschen dar. Naturheilverfahren sind die richtigen Methoden, um dies zu erreichen bzw. diese Kraft zu unterstützen.
Immer wieder im Mittelpunkt dabei: Bewegung, möglichst in der Natur, gesunde Ernährung, eine gewisse Abhärtung, Heilpflanzen und eine Rhythmik der Lebensführung. Im akuten Fall kommt dann die gezielte Maßnahme hinzu: der Wickel, das Bad, der Einlauf, ferner die Reflexzonenbehandlung, die Gymnastik oder das (Kurz-)Fasten – überhaupt das Weglassen von Dingen, die uns schaden. Zugegeben, diese Vokabeln klingen nicht nach dem Jargon modernen Marketings, es sind zeitlose Begriffe und Methoden, die aber auch ohne Strom, Adapter und Laptop funktionieren. Das Wiedererlernen einfacher Hausmittel stünde gerade dem getriebenen, modernen Menschen gut an und würde uns ein Stück weit „autark“ machen: sei es bei einer Erkältung, einer Prellung, Übelkeit, Verspannungen im Rücken oder der ursächlichen Behandlung von Zivilisationskrankheiten wie Arthrose, Übergewicht, Gicht.
Allerdings kann nicht humorlose Askese das Ziel sein. Es gehört auch Lebensfreude dazu. Deshalb fehlt noch etwas, um das Ganze nicht zu hausbacken oder wie ein simples „zurück zur Natur“ erscheinen zu lassen. Ein emotionales Element sollte hinzukommen: die Beschäftigung mit Dingen, die über den Tag hinaus Bedeutung haben. Dinge tun, die einen positiven Platz in unserem Langzeitgedächtnis haben – Beschäftigungen mit Sinnfindung und Tiefe. Der Chefredakteur einer großen Finanzzeitschrift brachte es letztes Jahr im Angesicht eines persönlichen Schicksalsschlages auf den Punkt – die beste Anlageempfehlung lautet: „Investieren Sie in das Leben“. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein glückliches Jahr 2015.
Ihr Dr. med. Rainer Matejka