Liebe Leserin, lieber Leser,
„Wir haben die Lage völlig im Griff und sind optimal vorbereitet“, beruhigt der Bundesgesundheitsminister angesichts des Corona-Virus. Eine Medizinerkollegin fragt, wie das zu verstehen sei: beispielsweise, wenn in einer Stadt mit 80.000 Einwohnern zehn Isolierbetten zur Verfügung stehen … Kommt es hart auf hart, dann ist guter Rat teuer. Dann hat niemand etwas „im Griff“. Natürlich rotiert auch die Politik, aber was soll sie tun? Vielleicht sind Beschwichtigungen wie die des Bundesgesundheitsministers gar nicht so verkehrt. 2010 in der Finanzkrise – eine andere Situation, die dennoch Ähnlichkeiten aufweist – führte die Aussage, alle Ersparnisse seien sicher, auch zu einer gewissen Entspannung in der Bevölkerung. Und das obwohl es sich um einen reinen Bluff handelte.
Aktuell veröffentlichen die Gesundheitsämter und das Robert-Koch-Institut (RKI) kontinuierlich diverse Links und Tipps. Zum Monatsende Februar 2020 lauten die Empfehlungen unter anderem: Tests nur bei klinischen Symptomen, auf gute Händedesinfektion und Husten-Nies-Etikette achten, Abstand von mindestens einem Meter zu Menschen mit grippeähnlichen Symptomen halten und Massenansammlungen möglichst meiden. Das RKI empfiehlt zudem zumindest bei über 60jährigen (jetzt noch) Impfung gegen Grippe und Lungenentzündung. Höchste Vorsicht sollten Menschen mit COPD walten lassen, deren Erkrankung sich durch Corona deutlich verschlechtern kann. Natürlich sind wieder diverse Verschwörungstheoretiker am Werk. Doch selbst sogenannte Prepper (engl. to prepare – sich vorbereiten), die Überlebenstrainings für den Fall des völligen Zusammenbruchs der öffentlichen Ordnung anbieten, wiegeln ab. Bei (leichteren) Symptomen muss der Weg nicht gleich in die Arztpraxis führen (die wenigsten Praxen haben „Isolierzimmer“), sondern sollte erstmal zu Hause bleiben und das weitere Vorgehen telefonisch mit Arzt oder Behörden besprechen. Dass die Medien jeden nachgewiesenen Fall hinausposaunen, schürt Panik und scheint mir daher wenig sinnvoll.
Seit Jahren kennt man sechs Typen von Corona-Viren, die für grippeähnliche Infekte meist mit Beteiligung der Atemwege und des Verdauungstrakts bekannt sind. In Einzelfällen entwickeln Betroffene ein gefährliches akutes Atemwegssyndrom (ARDS). Jetzt erleben wir ein siebtes Virus aus der Corona-Gruppe (SARS Cov-2) welches das Krankheitsbild COVID 19 auslöst (= Corona-Virus Disease 2019). Ursprung soll ein Fleisch-Markt in Wuhan sein. Dort erkrankten mehrere Personen an völlig atypischen Lungenentzündungen, deren Ursache zunächst unklar war. Typisch für SARS Cov-2 sind Fieber und Husten, aber auch Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit, oft aber nur diskrete Symptome. Die Ansteckungsfähigkeit des Erregers scheint erheblich zu sein. Aus naturheilkundlicher Sicht kennen wir – ergänzend zu den Hygiene-Empfehlungen – sinnvolle Maßnahmen, wenngleich keine Garantien zur Vorbeugung und Unterstützung: gesunde, vegetarisch- betonte Ernährung, moderate Bewegung, auf warme Füße und „innere“ Wärme achten, trotzdem eine gewisse Abhärtung, zu Fuß gehen und frische Luft tanken, statt überfüllte Nahverkehrsmittel zu benutzen, die Einnahme von Zink- und Echinacea-Präparaten und all das, was das Immunsystem im Allgemeinen stärkt.
Wir sollten aber auch einen kühlen Kopf bewahren und darauf setzen: Wenn es im Frühjahr endlich wärmer wird und die Menschen das Wort „Corona“ nicht mehr hören können, wird vermutlich alles besser.
Dr. med. Rainer Matejka