Liebe Leserin, lieber Leser,
oft schon haben wir das Thema aufgegriffen. Die europäische Fachgesellschaft für Bluthochdruckbehandlung (European Society of Hypertension) empfiehlt neuerdings, zur Vorsorge nicht nur den Blutdruck zu messen, sondern auch den Nierenwert GFR (glomuläre Filtrationsrate) bestimmen zu lassen. Dieser Wert gibt an, wie gut die Nierenkörperchen noch filtrieren. Zudem soll der Urin auf die mögliche Ausscheidung von Eiweiß (Albumin) untersucht werden. Der Nachweis von Eiweiß im Urin stellt eine Art Frühindikator für eine nachlassende Nierenfunktion dar. Immerhin gehen ein Drittel aller Dialysefälle auf nicht ausreichend behandelten Bluthochhochdruck zurück.
Die Fachgesellschaft empfiehlt eine Blutdruckeinstellung von unter 140/80, bei 18- bis 64-Jährigen sollten die Zielwerte sogar unter 130/80 liegen, was ich allerdings für reichlich ambitioniert halte.
Laut einem der früheren Nestoren der deutschen Naturheilkunde, Prof. Alfred Brauchle, sind medikamentöse Therapien bei Bluthochdruck „Vordergrundtherapien“, die die tieferliegenden Ursachen, „die nur in der Lebensführung begründet sein können“ außer Acht lassen. Er empfahl deshalb eine rohkostbetonte Frischkost, „Liegen im Freien“ und „seelische Beruhigung“. So sehr man Brauchle zustimmen möchte, zeigt aber die heutige praktische Realität: Ohne „Chemie“ geht es in vielen Fällen selbst bei gesunder Lebensführung eben doch nicht.
Es gibt jedoch neue Erkenntnisse aus dem arzneifreien Bereich. Günstige Effekte des Laufens sind schon lange bekannt. Aber auch Intervalltraining mit unterschiedlichen Anspannungsphasen sowie Krafttraining zeigen günstige Effekte. Tatsächlich soll isometrisches Muskeltraining besonders gut helfen. Dazu wurde eine Abhandlung im „British Journal of Sports Medicine“ veröffentlicht, in deren Rahmen 270 Studien ausgewertet wurden. Isometrisches Muskeltraining ist eine Art Krafttraining, bei dem die Muskeln – je nach Trainingszustand – zehn bis sechzig Sekunden unter Spannung gehalten, ohne bewegt zu werden. Die Auswertungen zeigen, dass keine sportliche Methode effektiver blutdrucksenkend wirkte als diese. Die Autoren des Fachartikels sehen in derartigen, vergleichsweise einfachen körperlichen Übungen ein besonders wirksames und empfehlenswertes Verfahren zur Behandlung des Bluthochdrucks. Einen Versuch ist es also allemal wert!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Rainer Matejka