Die Kosmetikerin Frau M. (Name von der Redaktion geändert) bat mich eines Tages um Rat für ihre 15-jährige Tochter. Sie litt unter eitrig entzündeten Pickeln im Gesicht, teilweise auch an Dekolleté und Rücken. Frau M. hatte ihr aus dem kosmetischen Bereich wirklich „alles, was gut und teuer ist“ besorgt, aber der ersehnte Erfolg blieb aus. Eine vollwertige Ernährung war in der Familie obligatorisch. Eine Freundin hatte der Tochter nun geraten, den Körper mithilfe einer Diät, bei der gänzlich auf Milchprodukte und Gluten verzichtet wird, zu entgiften und entsäuern. Diese Ernährung sollte sie mindestens zehn Wochen durchhalten. Danach dürfe sie wieder „normal“ essen. Frau M. war skeptisch, weil sie durch die einseitige Diät Ernährungsdefizite befürchtete. Dies sollte gemäß dem Rat der Freundin durch ein sehr kostspieliges Nahrungsergänzungsmittel aus dem Internet ausgeglichen werden.
Dieses Konzept ist nicht unbedenklich, weil eine glutenfreie Ernährung zwar für Menschen mit Glutenunverträglichkeit unerlässlich, für andere aber eher ungesund ist. Durch das Fehlen der Vitamine A, B6, B12, D sowie Eisen, Folsäure, Kalzium und Zink kann es zu Mangelzuständen kommen. Daneben „verlernt“ der Darm möglicherweise nach längerer glutenfreier Ernährung, Gluten in ausreichenden Mengen abzubauen. Vollwertige Getreideprodukte bieten eine Fülle von hochwertigen Inhaltsstoffen, auf die man nur verzichten sollte, wenn es keine andere Wahl gibt. Ähnliches gilt für Milchprodukte.