Liebe Leserin, lieber Leser,
es ist jedes Jahr das gleiche Spiel. Am Ende des Winters, wenn die klassische Fastenzeit herannaht, erscheinen in den unterschiedlichsten Medien sogenannte Experten, die vor den Risiken des Fastens warnen: Fasten führe zu massiven Versorgungsdefiziten, könne das Immunsystem schwächen, ja sogar Todesfälle seien beschrieben. Außerdem führe Fasten unweigerlich zum Jo-Jo-Effekt und sei deswegen zum Abnehmen das völlig ungeeignete Instrumentarium.
Die immer wieder zitierte Behauptung, Fasten führe zu Herzschädigungen, basiert auf einer völlig veralteten und methodisch falsch angelegten Studie aus den 50er Jahren. Mit Heilfasten hatte der damalige Versuch nichts zu tun. Würden die ständig heraufbeschworenen angeblichen Risiken des Fastens in dieser Form zutreffen, frage ich mich, wieso in einer ganzen Reihe von Heilfastenkliniken seit Jahrzehnten zigtausenden von Patienten erfolgreich geholfen werden konnte. Gäbe es das von Kritikern behauptete Horrorszenario an Fastenkomplikationen, müßte über den Fastenkliniken ständig der Rettungshubschrauber kreisen.
Einzig, was den Jo-Jo-Effekt anbelangt, haben Kritiker des Fastens teilweise recht: Wer Fasten lediglich als Methode zum Abspecken sieht und dann weitermachen möchte „wie bisher“, dem droht in der Tat die kontinuierliche Gewichtszunahme. Diejenigen, die Fasten als bloße Abspeckmethode einordnen, haben das Prinzip desselben nicht erkannt. Fasten reinigt den Stoffwechsel tiefgründiger als alle anderen Verfahren und ordnet die Regulation des Gesamt-organismus neu. Auf diese Weise wird es möglich, nahezu sämtlichen Zivilisationskrankheiten den Nährboden zu entziehen. Dies gilt nicht nur für Stoffwechselerkrankungen, sondern auch Rheuma, Erschöpfungssyndrome und Migräne, also Erscheinungen, bei denen man die Stoffwechselentgiftung nicht als wichtig vermuten würde.
Fasten ist kein bloßer Nahrungsverzicht und schon gar kein „Hungern“, sondern bedeutet eine freiwillige Übung auf Zeit. Mittels Säften, Gemüsebrühen und zusätzlicher Flüssigkeitszufuhr in Form von Tees und Wasser erhält der Fastende alle unbedingt notwendigen Substanzen. Weiteres soll er aus seinen Stoffwechselendprodukten oder Ablagerungen herausziehen und diese gleichsam neutralisieren und abbauen. Eine individuell abgestimmte Palette von ergänzenden Behandlungen, zum Beispiel abhärtende Maßnahmen mit Wassertherapie, Massagen und Bewegungstherapie unterstützen die umstimmenden Prozesse.
Heilfasten reinigt nicht nur körperlich, sondern auch die Psyche. Es beinhaltet somit ganz automatisch einen psychosomatischen Ansatz – auch ohne viele zusätzliche Worte.
Deswegen sei allen Kritikern des Fastens empfohlen: Probieren Sie es doch einmal selbst aus. Sie werden sehen, daß sich viele Vorurteile in Luft auflösen. In der Zeit des Überflusses, in der wir trotz Konjunkturkrise immer noch leben, trifft das Fasten ins Schwarze. Es bietet die Chance, den Wert des Einfachen wieder zu erkennen. Deswegen spielt es seit jeher auch in allen Weltreligionen eine wichtige Rolle als Zeit der Umkehr und Buße.