Dr. med. Rainer Matejka
Naturheilärztlicher Rat – Divertikel
"Vor zwei Jahren wurden bei mir bei einer Darmspiegelung etwa 20 Divertikel entdeckt. Nachdem ich im Naturarzt von einer hohen Sterblichkeitsrate bei Divertikulose-Operationen gelesen habe, bin ich beunruhigt und möchte eine Verschlimmerung verhindern. Seit 20 Jahren esse ich nur biologische Nahrungsmittel und sehr wenig Fleisch. Da ich zu Verstopfung neige, bevorzuge ich ballaststoffreiche Kost – allerdings mit der Folge häufiger Blähungen. Was können Sie mir nun raten?"
Der von mir geschriebene Naturarzt-Artikel bezieht sich auf Notoperationen bei schwerer Divertikel-Entzündung. Solche Entzündungen entstehen, wenn sich Kotreste über längere Zeit zwischen diesen Ausstülpungen im Darm festsetzen. In erster Linie ist deshalb eine gute Verdauung und zügige Darmpassage wichtig. Divertikel gelten als typische Zivilisationserscheinung und sind Ausdruck dafür, dass die Darmwand nicht richtig trainiert ist und erschlafft. Ein Gutes haben Divertikel jedoch: Sie können nicht entarten.
Ballaststoffreiche Kost, auf die Sie seit vielen Jahren Wert legen, ist grundsätzlich empfehlenswert. Dass Sie damit jedoch nicht den üblichen Erfolg haben, liegt wohl an Ihrer Neigung zur Verstopfung sowie zu pausenlosen Blähungen, die dadurch einen "gefährlichen" Druck auf die Darmwand ausüben. Sie sollten daher unbedingt auf eine bekömmliche Nahrungsauswahl achten, um die Blähungen zu reduzieren.
Getreide: Bevorzugen Sie Vollkornfeinmehlbrot (etwa Grahambrot), Knäckebrot und glutenfreie Getreidesorten wie Hirse, Amarant, Quinoa und Reis. Vermeiden Sie grobes Getreide und Getreidemischungen (grobes Vollkornbrot, Mehrkornbrot) sowie Getreide-Obst-Kombinationen (Müsli).
Gemüse und Obst: Essen Sie kurz gegartes Gemüse und schränken Sie Rohkost bei schlechter Verträglichkeit gegebenenfalls ein. Grüner Salat ist meist kein Problem. Manchmal bessert sich allerdings die Rohkostverträglichkeit bei Einschränkung von (grobem) Getreide. Obst wird durch die Fruchtsäuren vom Verdauungstrakt oft nicht so gut vertragen, deshalb gegebenenfalls auch den an sich gesunden Obstverzehr (vorübergehend) einschränken.
Hinter Ihren Blähungen kann aber auch eine Unverträglichkeit auf Fruchtzucker (Fruktose-Intoleranz) oder auf das Getreideeiweiß Gluten stecken. Ich rate Ihnen, dies im Rahmen einer Stuhluntersuchung austesten zu lassen.
Süßigkeiten: Reduzieren Sie Zucker, denn er fördert eine Gärung im Darm und schadet dem Darmmilieu.
Fette: Wählen Sie hochwertige pflanzliche Fette aus erster Pressung wie Rapsöl, Olivenöl oder Leinöl; in Maßen auch Butter. Vermeiden Sie ansonsten möglichst denaturierte Fette, wie sie oft in Fertignahrungsmitteln enthalten sind.
Fleisch und Fisch: Vegetarische Kost behebt nicht zwangsläufig Verdauungsstörungen. Gegen schonend zubereitete Fleisch- und Fischgerichte durch Dünsten, Dämpfen oder Kochen bestehen keine Bedenken.
Milch: Kuhmilcheiweiß verzögert die Verdauung und belastet das Lymphsystem. Deshalb sollten Milchprodukte sparsam verwendet werden und wenn, dann am besten in Form von Buttermilch, Joghurt oder Frischkäse.
Eine gute und leistungsfähige Verdauung hängt außerdem vom Darmmilieu und einer gesunden Darmflora ab. Darmkeimpräparate können das Darmmilieu in ihrer Aufgabe unterstützen. Bewährt haben sich abgeschwächte oder lebende Colidarmbakterien, aber auch eine Kombination von Milchsäure- und Bifidobakterien. Der Zustand der Darmflora lässt sich über eine Stuhluntersuchung feststellen. Da die Darmkeimpräparate im Hinblick auf unerwünschte Nebenwirkungen harmlos sind, können sie auch ohne Vortestung kurmäßig eingenommen werden.
Milchsäure- und Bifidokeime regen übrigens häufig den Stuhlgang an, da sie für ein größeres Stuhlvolumen sorgen.
Da Sie neben den Blähungen auch zu Verstopfung neigen, sollten Sie Ihre Oberbauchorgane stärken. Wichtig ist eine gute Funktion von Galle und Bauchspeicheldrüse. Pflanzlich-homöopathische Kombinationspräparate können auf milde Weise und oft wirkungsvoll helfen, wie etwa Infi-Momordica®, Infi-tract® Kapseln, Digestodoron® Weleda, Amara Pascoe, Pascopankreat®, Pankreaticum-Hevert. Welches dieser frei verkäuflichen Präparate sich für Sie persönlich am besten eignet, sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen.
Die hier vorgestellten Fälle beruhen auf speziellen Leseranfragen. Die genannten ergänzenden Therapievorschläge können nur allgemeinen Charakter haben. Der "Naturheilärztliche Rat" ersetzt nicht Untersuchung, Anamnese und Therapie durch einen naturheilkundlich tätigen Arzt. L