„Mein Sohn, 32 Jahre alt und sehr sportlich, leidet unter dickem Blut. Teilweise liegt sein Hämatokritwert bei 60 Prozent. Auch sein Hämoglobinwert ist deutlich erhöht. Er nimmt zeitweise ein Heparin-Präparat ein. Angesichts der möglichen Nebenwirkungen wie Osteoporose möchten wir eine dauerhafte Medikamenteneinnahme möglichst vermeiden. Können Sie zu einem alternativen Präparat raten oder andere naturheilkundliche Hilfen nennen?“
Für mich stellt sich zunächst die Frage, warum Ihr Sohn an einem derart dicken Blut leidet. Absolviert er regelmäßig ein Höhentraining oder nimmt Substanzen ein, die die roten Blutkörperchen und damit auch den Hämatokrit ansteigen lassen, um die Transportkapazität für Sauerstoff zu erhöhen? Oder ist Ihr Sohn ein starker Raucher? Dadurch verdickt das Blut ebenfalls. Auch Gifte, etwa Blausäure oder Pentachlorphenol (PCP) aus Holzschutzmitteln können zu einem erhöhten Hämatokritwert führen. Der Hämatokritwert gibt Auskunft darüber, wieviel Prozent feste Bestandteile insgesamt im Blut vorhanden sind, also Blutplättchen, rote und weiße Blutkörperchen. Optimal wäre ein Wert von etwa 40 bis 42 Prozent.
Falls die genannten Ursachen nicht in Frage kommen, ist an die seltene Bluterkrankung Polycythämia vera zu denken. Das ist eine Erkrankung der blutbildenden Zellen im Knochenmark. Hierbei vermehren sich alle Zellen im Blut übermäßig stark. Als Folge wird das Blut zähflüssiger und der Hämatokritwert steigt an.
Spezifische Medikamente, die den Hämatokritwert absenken, gibt es nicht. Zur Verdünnung des Blutes kann ich jedoch Aderlässe empfehlen. Je nach Alter und Konstitution werden dabei jeweils 100 bis 300 ml Blut aus der Armvene entnommen.
Auch über die Ernährung lässt sich die Fließeigenschaft des Blutes beeinflussen. Empfehlenswert ist eine vegetarische Kost. Vor allem tierisches Eiweiß, Nikotin und Alkohol verdicken das Blut. Ganz wichtig ist natürlich reichliches Trinken, vor allem Wasser, eventuell mit etwas Saft, oder Kräutertees.
Nach meiner Erfahrung steigt der Hämatokritwert auch bei Stressbelastungen an. Ich erkläre mir meine Beobachtung so, dass Hektik und Dauerbelastung die Nebenrindenhormone aktivieren, welche letztlich die Blutzusammensetzung verändern.
Medikamentös möchte ich Ihrem Sohn zu der Einnahme von niedrig dosiertem „Aspirin“ raten, zum Beispiel ASS 100® ratio oder Miniasal®. Diese Mittel hindern die Blutplättchen daran zusammenzuklumpen.
Tendenziell blutverdünnend wirken auch Enzyme wie das Ananasenzym Bromelain. Neben den frischen Früchten kann es beispielsweise über verschiedene Präparate wie Bromelain POS® oder Wobenzym® mono eingenommen werden, am besten immer wieder kurmäßig über einen Zeitraum von mehreren Wochen.
Höchste Vorsicht ist bei allen fieberhaften Infekten geboten, weil dadurch die Gerinnbarkeit des Blutes verstärkt wird und das Risiko von Thrombosen steigt.
Die hier vorgestellten Fälle beruhen auf speziellen Leseranfragen. Die genannten ergänzenden Therapievorschläge können nur allgemeinen Charakter haben. Der „Naturheilärztliche Rat“ ersetzt nicht Untersuchung, Anamnese und Therapie durch einen naturheilkundlich tätigen Arzt.