Gegen ideologischen Qualm hilft keine Schutzmaske

Liebe Leserin, lieber Leser,

seit einigen Monaten wird heftig über den Nichtraucherschutz diskutiert. Dass Rauchen auch für Passivraucher riskant ist, wissen wir seit langem. Nach neusten Untersuchungen steigert Passivrauchen z. B. das Brustkrebsrisiko um 50 Prozent. Während man in den USA schon seit Jahrzehnten das Rauchen aus der Öffentlichkeit quasi verbannt hat, tat man sich in Europa lange Zeit schwer. Vor einigen Jahren berichtete ein Journalist, was ihm nach einem mehrjährigen USA-Aufenthalt bei der Rückkehr besonders aufgefallen sei: Es rieche überall nach Nikotin …

Seit einiger Zeit jedoch setzen selbst notorische Raucherländer wie Frankreich, Spanien oder Italien strenge Antirauchergesetze durch. Mit bemerkenswerten Folgen: Zum einen ist die Zustimmung zum Rauchverbot in der Öffentlichkeit in vielen Ländern seither noch weiter gestiegen. Zum andern sanken mit dem Qualmpegel, entgegen anderslautender Vorab-Lamenti, nicht die Umsätze der Gaststätten.

Anstatt auf solche positiven Erfahrungen anderer Länder zurückzugreifen, wird hierzulande wie immer ideologisch diskutiert. Als ob sich Rauchverbot in der Öffentlichkeit nicht mit Freiheitsliebe vertrüge! Wenn überhaupt, so wäre angeblich nur in größeren Gaststätten bzw. Restaurants an partielle Nichtraucherzonen zu denken, in kleinen bzw. Bars soll weiter gequalmt werden dürfen, obwohl gerade dort die Belastung durch Passivrauchen besonders groß ist.  Jüngst ergab eine Untersuchung, dass Kellner & Co. eigentlich Atemschutzmasken tragen müssten, wenn man übliche Arbeitsschutz-Bestimmungen zugrunde legen würde. 

Verbotsgegner behaupten, ein zu weitgehendes Rauchverbot in der Öffentlichkeit würde dazu führen, dass in der heimischen Wohnung noch mehr geraucht würde und damit Kinder noch größeren Gefährdungen ausgesetzt seien. Das ist nachweislich argumentativer Qualm. Untersuchungen zeigen genau das Gegenteil: Die Verbannung des Rauchens aus der Öffentlichkeit führt nicht zu einer verstärkten Kompensation zu Hause, sondern drängt den Zigarettenkonsum insgesamt zurück.

Durchaus diskutabel aus meiner Sicht ist auch der Vorschlag von Prof. Lauterbach. Der Mann hat sich durch seine Beratertätigkeiten für das Bundesgesundheitsministerium bei Ärzten nicht eben beliebt gemacht. Aber vom Nichtraucherschutz versteht er etwas: In geschlossenen Räumen soll in Gegenwart von Kindern nicht mehr geraucht werden dürfen. Und dies gilt auch in der heimischen Wohnung! Mehrfach habe ich bei Hausbesuchen folgende Szene erlebt: kettenrauchende Eltern fordern vom Arzt ultimativ, es müsse jetzt endlich einmal etwas Grundlegendes gegen die ständige Bronchitis und fieberhaften Infekte ihrer Kinder geschehen …
 
Deutsche Politiker brüsten sich gelegentlich mit dem Spruch, man wolle keine amerikanischen Verhältnisse. Es gibt Bereiche, in denen sie wünschenswert wären. Was den Nichtraucherschutz anbelangt allemal.

Qualmfreie, schöne Feiertage und ein gutes Neues Jahr wünscht Ihnen