Ich erinnere mich gut an die 15jährige Katja Dorn (Name geändert), die vor einigen Jahren kurz nach Weihnachten mit ihren Eltern in meine Praxis kam. Sie wog 54 Kilo bei einer Größe von 1,62 m. „Seit Anfang Oktober kann ich kaum noch etwas essen“, erzählte sie bedrückt. „Mir ist ständig so schlecht, daß ich würgen muß und oft auch erbrechen. In den letzten drei Monaten habe ich sechs Kilo abgenommen, und meine Eltern machen sich schon Sorgen, weil ich in der Schule immer schlechter werde.“
„Erst habe ich gedacht, daß Katja Probleme in der Schule hat“, ergänzte die Mutter. „Aber sie hat mir versichert, daß alles in Ordnung ist.“ Die üblichen Untersuchungen des Hausarztes und des Internisten hatten keinen krankhaften Befund ergeben. Lediglich der Verdacht auf Magersucht war geäußert und die Empfehlung gegeben worden, Katja in einer Spezialklinik für Magersuchtkranke behandeln zu lassen.