Liebe Leserin, lieber Leser,
vor einigen Jahren äußerte sich ein bekannter Wissenschaftler zur Ernährungsmedizin in folgender Art und Weise: Wollte man alle Expertenempfehlungen und sämtliche hierzu verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse umsetzen, bliebe nur die Alternative, gesund im Überfluß zu verhungern oder einen Bananen-Kartoffelbrei zusammen mit Fischöl, etwas Milch und Rotwein während eines Dauerlaufes einzunehmen.
Für den Bereich des biologischen Bauens könnte man auf ganz ähnliche Gedanken kommen: Wollte man alle Empfehlungen, die von unterschiedlichsten Seiten aus erteilt werden, konsequent umsetzen, bliebe scheinbar nur die Alternative, gesund in der Erdhöhle zu erfrieren oder in einem nach allen Regeln der Kunst erstellten Naturholzhaus an den natürlicherweise ausgeschwitzten Terpenen zu ersticken. Natürlich ist dies übertrieben. Die Realität zeigt uns aber, daß ideales Bauen oft so schwierig umzusetzen ist wie eine ideale Ernährung. Man kann versuchen, so weit wie möglich die Dinge zu optimieren, muß aber die „individuelle Bekömmlichkeit“ und das Machbare sowohl bei der Ernährung als auch beim Hausbau berücksichtigen. Man muß sich vielseitig informieren, manchmal auch unterschiedliche oder gar widersprüchliche Meinungen hören, Für und Wider abwägen, eigene Prioritäten setzen und letztendlich selbst zu einer Entscheidung kommen.
Allerdings geht es in der Baubiologie keineswegs nur um das Bauen im großen Stil, sondern vor allem um gesundes Wohnen. Und wer gesünder wohnen will, der muß nicht gleich sein Haus abreißen und ein neues bauen. Manchmal sind bereits die alltäglichen, ja banalen kleinen Schritte, wie häufiges Lüften, äußerst wirkungsvoll. Auch die Beseitigung von Schimmelquellen im Haus und die Vermeidung von Giftstoffen bei Sanierungsmaßnahmen ist längst nicht immer so aufwendig, wie vielfach angenommen wird. Und was spricht dagegen, sich vor der nächsten Renovierungsaktion, z. B. wenn der Boden erneuert werden muß, zunächst einmal in einem Biobaumarkt beraten zu lassen – oder noch mal in dieser Naturarzt-Ausgabe nachzulesen? Wie schon im vergangenen Jahr geben wir in der letzten Ausgabe von verschiedenen Seiten aus Hinweise, wie Sie Ihr Wohnumfeld optimieren und gesünder gestalten können.
Das andere Schwerpunktthema des Dezemberheftes widmen wir wieder dem Thema „Krebs“. Auch wenn der ultimative Durchbruch, der ganz große „Knaller“, der das Krebsproblem auf einen Schlag löst, aussteht und möglicherweise auch nie kommen wird, lassen sich an mehreren Stellen hoffnungsvolle Fortschritte erkennen: Wenn auch das schulmedizinische Konzept mit „Stahl, Strahl und Chemie“ über Jahre hinweg zu
keinen wirklich neuen Konzeptionen gelangt ist, so hat verbesserte Technik offenbar doch dazu geführt, Überlebensraten bei Tumorerkrankungen etwas zu erhöhen. Dies legen zumindest neuere Analysen nahe, die in der angesehenen angloamerikanischen Fachzeitschrift „Lancet“ veröffentlicht wurden.
Parallel bestätigen immer mehr Untersuchungen die Wirksamkeit einer individuell abgestimmten biologischen Begleitbehandlung, die das Ziel verfolgt, das Immunsystem zu stärken. Im ganzheitlichen Sinne wird zunehmend die Bedeutung erkannt, die beim Krebspatienten verlorene „Lebensmelodie“ – wie es Anthroposophen bezeichnen – neu aufzunehmen und neu zu komponieren. In diesem Sinne möge das vorliegende Heft vielfältige Anregungen geben.