Liebe Leserin, lieber Leser,
orthopädische Erkrankungen, insbesondere Rücken- und Gelenkleiden gehören zu den kostenintensivsten Krankheitsbildern unserer Zeit. Sie sind Hauptgrund für vorzeitige Berentungen und Invalidität. Gleichwohl scheinen mir die Behandlungsstrategien für diese wichtige Erkrankungsgruppe über Jahre hinweg alles andere als „revolutionär“ zu sein: Die Therapie setzt oft nur symptomatisch an, dabei dominieren schmerzunterdrückende Medikamente. Leider wird dies von einer ganzen Reihe betroffener Patienten erstaunlich gleichgültig hingenommen. Viele ergeben sich offenbar in ihr Schicksal als orthopädischer Dauerpatient. Wie sehr die Denkmuster festgefahren sind, mögen folgende Anekdoten demonstrieren:
Bereits in den 80er Jahren erlebte ich in einer Landarztpraxis, daß zahlreiche Patienten immer zu einem ganz bestimmten Orthopäden gingen, der quasi im Ruf eines Wunderheilers stand. Da mich interessierte, wie sich die Heilmethoden des Orthopäden gestalteten, ließ ich mir fortan regelmäßig Arztberichte zusenden. Dabei stellte sich dann heraus, daß sich seine Methoden keineswegs grundsätzlich von denen anderer Orthopäden unterschieden. Lediglich die Höhe der Medikamentendosierung war auffallend: Er verabreichte die doppelte Dosis der Rheumamittel Ibuprofen, Diclofenac sowie Cortison – kein Wunder, daß die Patienten bezogen auf ihre Schmerzen schneller und etwas länger beschwerdefrei waren als bei üblicher Dosierung, natürlich mit der Gefahr ausgeprägterer Nebenwirkungen.
Mein leider viel zu früh verstorbener Vorgänger Johann Abele beschrieb eine Anekdote eines an Polyarthrose leidenden Patienten. Über Monate hinweg war dieser zum Orthopäden gegangen, hatte überwiegend „Spritzen“ bekommen, bis aufgrund der Nebenwirkungen ein blutendes Magengeschwür auftrat. Dann suchte er ihn, den Naturheilarzt, auf. Abele verordnete eine gründliche Umstellung der Lebensführung, in deren Mittelpunkt eine Ernährungsumstellung hin zu einer vegetarisch betonten Kost stand. Bereits nach drei bis vier Wochen ließen die Beschwerden deutlich nach, die Einnahme von Schmerzmitteln war nicht mehr erforderlich. Nach knapp drei Monaten war der Patient nahezu beschwerdefrei.
Nach rund sechs Monaten ließ er die Ernährungsweise etwas schleifen, so daß sich nach und nach die einen oder anderen Beschwerden wieder einstellten. Preisfrage: Was unternahm der Patient jetzt? Logisch wäre gewesen, er hätte das diätetische Regime wieder „angezogen“, um damit den sich erneut meldenden Beschwerden den Boden zu entziehen. Doch er verhielt sich ganz anders, durchaus nicht untypisch für manchen an orthopädischen Krankheiten leidenden Patienten: Er sagte, auch die Naturheilkunde habe letztendlich nicht nachhaltig geholfen, suchte erneut den Orthopäden auf und ließ sich Spritzen verabreichen …
Gerade die nicht-entzündlichen orthopädischen Krankheitsbilder, insbesondere Rückenleiden, bieten durch eine kombinierte Anwendung moderner krankengymnastischer Verfahren mit regulativen Methoden, wie etwa der Dornmethode oder der Akupunktmassage nach Penzel, in Verbindung mit stoffwechselverbessernden Maßnahmen (Ernährungsumstellung, Entsäuerung etc.) hervorragende Möglichkeiten – wenn der Patient es nur will und der Therapeut ihn entsprechend unterstützt.
Mit besten Grüßen
Rainer Matejka