Liebe Leserin, lieber Leser,
vor geraumer Zeit war ich zu einer Hochzeit auf dem Lande eingeladen. Polterabend: Es gab ein kleines Buffet mit Brötchen, die – ich traute meinen Augen nicht – ausschließlich mit verschiedenen Wurstsorten und Aufschnitt belegt waren, dann kübelweise Schnitzel, bergeweise Gehacktes und noch einen großen Topf Nudelsalat mit Wurst- und Fleischstücken und reichlich Mayonnaise. Salat, Gemüse? Fehlanzeige! Das Bild dieses Buffets löste bei mir förmlich virtuelle Gichtanfälle und Rheumaschübe aus.
In der Tat bestätigt eine neuere Studie lang gehegte Vermutungen: Mehrere 1000 Rheumapatienten wurden befragt, ob und auf welche Nahrungsmittel hin eine signifikante Verschlechterung des Beschwerdebildes zu beobachten sei. Egal ob klassisches Gelenkrheuma, Bechterew oder Gelenkrheuma bei Schuppenflechte, die Antworten fielen weitgehend gleich aus: Vor allem Fleisch und Wurst – und hier insbesondere Schweineprodukte – wirken verschlimmernd, gefolgt von Alkohol, Kaffee und Zucker.
Gleichzeitig dachte ich angesichts der Fleisch/Wurst-Berge an etwas ganz anderes: Im arabischen Kulturkreis kann es passieren, dass zu einem Festessen Stierhoden und Hammelaugen serviert werden. Für all diejenigen, die gute Geschäfte machen wollen, kann die Devise in einem solchen Fall nur lauten: beherzt zugreifen! Ich hatte also kein Problem, ein Schnitzel zu essen. Das war’s dann aber auch.
Ein Mann, der dem Buffet reichlich Zuspruch leistete, fragte mich, was er denn gegen seine vielfältigen Gelenkbeschwerden tun könne, die immer schlimmer werden. Der Orthopäde habe gesagt, es sei Verschleiß … Als ich ihm erklärte, dass die Kost des Abends die Beschwerden nur schlimmer mache, dass im Gegenteil eine Basenkost, mindestens mediterrane Kost hilfreich sei, antwortete die Ehefrau: Siehst Du, das habe ich Dir schon immer gesagt. Darauf er: Frag‘ Du doch mal wegen Deiner schlecht heilenden Wunde.
Tatsächlich hatte die Dame offenbar eine hartnäckige, nicht zuheilende Wunde im Bereich des Sprunggelenkes nach einer Verletzung. Offensichtlich war sie auch starke Raucherin. Als ich ihr erklärte, dass auch bei ihr Entsäuerung, Stoffwechselreinigung und vor allem Einstellen des Nikotinkonsums im Vordergrund stehe, antwortete er: Siehst Du, das habe ich Dir schon immer gesagt.
Verhaltenswissenschaftler berichten, gerade im Zusammenhang mit Ernährung sei nichts so mächtig wie die Gewohnheit. Dass es auch anders geht, bewiesen kürzlich Charlène und Albert: Das Hochzeitsmenü in Monaco bestand aus 17 verschiedenen Gemüsesorten, die allesamt im fürstlichen Garten gezogen wurden – in Bioqualität; dazu selbst geangelter Fisch, kein Fleisch.
Wer nun behauptet, einen Fürstengarten hätten doch die allerwenigsten, dem möchte ich antworten: Um fürstlich zu speisen, braucht man keinen fürstlichen Garten. Einfache Nahrungsmittel – raffiniert zubereitet – reichen für eine hochwertige und geschmackvolle Ernährung völlig aus.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gute Zeit.
PS.: Leider war ich in Monaco nicht zur Hochzeit geladen. Ich wäre aber gern gekommen.