Liebe Leserin, lieber Leser,
sollte ich die Stimmungslage in Deutschland mit zwei Sätzen beschreiben, würde ich sagen: Überall werden Feste gefeiert, gleichzeitig sagen viele, es gehe doch alles den Bach hinunter. Möglicherweise haben Feiern und Fatalismus auch etwas miteinander zu tun, so eine Art Nach-mir-die-Sintflut-Mentalität.
Kürzlich sah ich zwei Dokumentationen aus angelsächsischer Produktion, die über zwei Szenarien spekuliert haben: Was wäre, wenn es auf einen Schlag keine Menschen mehr auf der Erde gäbe, und zum zweiten, was wäre, wenn es ganz plötzlich kein Öl mehr gäbe? Im ersten Fall würden schon nach wenigen Jahren unsere Städte von Grünpflanzen überwuchert werden, Gebäude nach und nach durch den Einfluss von Wind und Wetter Schaden nehmen und einstürzen und schon nach wenigen hundert Jahren müsste man genau hinschauen, um zu entdecken, dass es überhaupt je eine menschliche Zivilisation gegeben hat.
Bemerkenswert die Spekulation über plötzlich ausbleibendes Erdöl: Schlagartig würde der heute uns bekannte Verkehr, sei es Auto- oder Flugverkehr, weitestgehend zusammenbrechen. Es wäre das Ende jeglicher Globalisierung. Vielleicht würden in Brasilien noch zahlreiche Autos fahren. Dort kennt man ja seit vielen Jahren den E-100-Treibstoff, bei dem aus Zuckerrohr im wörtlichen Sinne der Schnaps gewonnen wird. Erst nach und nach würden sich bei einem entsprechenden Szenario alternative Antriebe verbreiten. Großflächiger Anbau von Bio-Treibstoffen würde aber die Nahrungsmittelpreise in die Höhe treiben. Eine entsprechende Tendenz spüren wir ja heute schon.
In unserem persönlichen Umkreis müssten wir praktisch alles, was an Landfläche vorhanden ist, für den Eigenanbau nutzen. Auf den Hochhäusern in New York werden schon Gärten angelegt, um sie für den Obst- und Gemüseanbau zu verwenden (guten Bienenhonig gibt es dort ja bereits). Da es ohne Öl weder Kunststoff noch viele andere Werkstoffe mehr geben würde, müsste praktisch alles recycelt werden. Ob Frischhaltefolie, Joghurtbecher etc. – alles würde aus dem Müll wieder eingesammelt, sorgfältig gewaschen und wieder verwendet. Was stets in puncto Wiederverwertung mit mäßigem Erfolg gefordert wurde, wäre auf einmal Wirklichkeit.
Die Ernährung wäre schlagartig regionalisiert. Fertignahrung aus dem Supermarkt gäbe es praktisch nicht mehr. Das Interessante dabei: Volkskrankheiten wie Übergewicht, koronare Herzkrankheit, Arthrose und Allergien etc. würden deutlich abnehmen. Die Bevölkerung würde gesünder. Das wäre auch bitter nötig, da das Gesundheitswesen auch nicht mehr annähernd im bisherigen Umfang aufrechterhalten werden könnte. Nach frühestens zehn Jahren wäre es möglich, ein paar Flugzeuge mit Bio-Treibstoffen fliegen zu lassen. Die ehemaligen Ölförderländer würden in tiefste Armut zurückfallen. Auf einmal wäre wieder die Landwirtschaft der dominierende Wirtschaftszweig.
Auch wenn es manche Nostalgiker vielleicht wünschen, so möge es hoffentlich nicht kommen – und wird es sehr wahrscheinlich auch nicht! Gleichwohl sollten wir aus derartigen Überlegungen nachhaltige Lehren ziehen: Mit Nahrungsmitteln aus der Umgebung, also einer regionalisierten Ernährungsweise, könnten wir alle sofort beginnen. Achten Sie mal darauf, woher Ihr Obst und Gemüse kommt …
Mit besten Grüßen