Liebe Leserin, lieber Leser,
im französischen Präsidentschaftswahlkampf wurde laut Berichterstattern nicht nur jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf getrieben, sondern die gerade aktuelle noch am selben Tag von einer schnelleren Sau überholt. So ähnlich ist es oft auch in der Gesundheitsbranche. Denken wir an den „Hype“ der Umweltmedizin in den 1990er Jahren, von der man heute nur noch relativ wenig hört. Vor zwölf Jahren war wochenlang „BSE“ ein Riesenthema. Nach kurzzeitigem Einbruch hat der unkritische Fleischkonsum rasch wieder Normalniveau erreicht. Nach der Fibromyalgie, die eine Zeit lang als weit verbreitet bezeichnet wurde, findet in den letzten Jahren die Borreliose ungeheures Interesse. Eine ungarische Studie kommt diesbezüglich zu dem Ergebnis, dass ohne typische Beschwerden die ausschließliche Diagnosestellung aufgrund von Antikörpernachweisen im Blut zu massenhaften Fehldiagnosen und unnützen Behandlungen führe. Ein Glossist schrieb: Überall werde zu Beginn des Frühjahrs vor Zecken gewarnt, doch niemand sage, wie man die sich noch schneller vermehrenden Zeckenexperten wirksam bekämpfen könne.
Die Vogelgrippe und ganz besonders die Schweinegrippe stellten dann ein absolutes „Highlight“ im negativen Sinne dar. Bis heute verweigert übrigens die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Namensnennung derjenigen „Experten“, die seinerzeit die weltweite Pandemie ausgerufen hatten. Doch damals geschah etwas auch sehr Erfreuliches: Weltweit erwiesen sich Bürger als wahrhaft „mündig“ und weigerten sich, unreflektiert die empfohlenen Impfungen durchführen zu lassen. Und die Schar der Kritiker reichte sogar weit in schulmedizinische Kreise hinein.
Auch in der Naturheilkunde hat es in den letzten Jahrzehnten manche „Sau“ gegeben. Immer wieder aufkommende angebliche Wundermittel gegen Krebs oder sonstige lebensbedrohliche Erkrankungen – fast immer „aus Amerika“ oder aber von Hinter-dem-Ural – verschwanden meist schnell wieder in der Versenkung. Dann wieder waren allerlei Vitamin- und Mineralstoffpräparate „en vogue“, deren Nichtverordnung von einigen wie eine Versündigung an der Menschheit hingestellt wurde. Man ist gut beraten, nicht immer gleich alles auf die Goldwaage zu legen und sich nach Möglichkeit ein eigenes Urteil zu bilden.
Seit geraumer Zeit gibt es ein interessantes Thema, bei dem sowohl die Schulmedizin als auch die Naturheilkunde die Ampeln „noch“ auf grün gestellt haben: Vitamin D. Der Naturarzt hat sich bereits mehrfach damit beschäftigt (siehe z. B. 1/2012 und 2/2011). In dieser Ausgabe geht es nun ums Sonnenlicht, den entscheidenden Faktor für eine natürliche Vitamin-D-Produktion. Vitamin-D-Mangel soll für die unterschiedlichsten Erkrankungsbilder auslösende Wirkung haben.
Haben wir es hier vielleicht auch nur mit einer „Sau“ zu tun? Bestimmt kommt bald eine große Studie, die alles relativiert und vor Risiken warnt. Doch es gibt beim Vitamin D sicher auch zukünftig starke „pro“–Argumente: In Gegenden mit hoher Vitamin-D-Bildung durch Sonne gibt es nun einmal deutlich weniger MS-Patienten, Krebserkrankungen und Bluthochdruck. In sonnigeren Gegenden lebt es sich offenbar auch glücklicher. Obwohl „künstliches“ Vitamin D in Tablettenform dafür kein Ersatz ist und nicht immer Wunder ermöglicht, lassen sich mitunter ganz erstaunliche Besserungen bei unklaren Beschwerdebildern erzielen.