Mitte Juli kam der 50-jährige Michael D. (Name geändert) mit starkem Heuschnupfen in die Praxis. Er war etwas übergewichtig und dem Alkohol nicht ganz abgeneigt. Da er schnell wieder gesund werden wollte, wünschte er ausdrücklich starke Medikamente. Ihn plagte eine Allergie gegen Frühblüher sowie Gräser und Getreide. Eigentlich hätte die akute Phase Ende Juni vorbei sein müssen, Herr D. hatte aber noch Mitte Juli starke Beschwerden. Da sie ihn sehr störten, nahm er massenhaft Medikamente ein: abschwellende Nasentropfen, verschiedene Antihistaminika und Kortison in geringer Dosierung. In seiner Freizeit hielt er sich im Keller auf, da dort die allergische Belastung niedriger war. Auf keinen Fall zog es ihn ins Freie.
Zu viele Medikamente sind eine Belastung für den Körper
Herr D. wurde völlig überbehandelt. Die regelmäßige Einnahme von Antiallergika führt oft dazu, dass Symptome wesentlich länger anhalten als die eigentliche Blütezeit. Der Körper wehrt sich gegen die Unterdrückung durch solche Medikamente. Kortison bringt außerdem die Darmflora durcheinander. Alle Mittel wurden nacheinander abgesetzt. Abschwellende Nasentropfen sollten ohnehin nicht langfristig verwendet werden, weil eine Gewöhnung eintritt. Sogar schulmedizinisch ist die Einnahme nur eine Woche erlaubt, was oft missachtet wird. Das Weglassen der Nasentropfen führte allerdings dazu, dass Herr D. für zwei Wochen kaum noch Luft bekam. Danach besserte sich dieser Zustand wieder. Im Anschluss wurden die Antihistaminika in Angriff genommen. Bei deren Absetzen verschlimmerten sich die Symptome nur für ein paar Tage und normalisierten sich dann wieder. Um sein Wohlbefinden zu steigern, wurde Herr D. ermuntert, wieder im Freien spazieren zu gehen, da dort keine objektive Pollenbelas-tung mehr bestand.
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