„Ich weiß nicht mehr, was ich noch machen soll.“ Der 26-jährige Jurastudent Holger F. war verzweifelt. Er stand unmittelbar vor dem zweiten Staatsexa-men und kam völlig verzagt in die Praxis, weil er beim ersten Anlauf durchgefallen war. „Ich hatte mich doch so gut vorbereitet: ein ganzes Jahr auf Urlaub verzichtet, keine Partys mehr besucht. Und habe nur noch gelernt, um endlich den Abschluss zu schaffen. Aber im entscheidenden Moment der Prüfung überfiel mich auf einmal die Panik.“
Panik blockiert Körper und Geist
Als Holger vor dem Prüfungsbogen saß, wurde ihm plötzlich ganz heiß, und alles drehte sich vor seinen Augen. Er musste sich am Tisch festhalten, damit er nicht aus der Bank kippte. Der Inhalt sämtlicher Gesetzesbücher wirbelte durch sein Gehirn, und an nichts konnte er sich wirklich erinnern. Ihm war hundeelend, und er glaubte, sein letztes Stündlein habe geschlagen. Wie lange dieser Zustand angehalten hatte, konnte er beim besten Willen nicht mehr sagen, als er nun wie ein kleines Häufchen Elend vor mir saß. Die Furcht hatte jegliches Zeitgefühl zum Erliegen gebracht.
In acht Wochen stand nun die Wiederholungsprüfung an, und je häufiger er an die erste Erfahrung zurückdachte, desto größer wurde die Panik vor einem erneuten Scheitern. Er wollte es auf alle Fälle schaffen. Dafür hatte er auch täglich durchschnittlich 6 bis 8 Stunden gelernt – mehr als je zuvor. Wenn seine Freundin ihn zu Hause abhörte, konnte er fast alle Lerninhalte korrekt wiedergeben. Nur im Stress der Prüfungssituation schienen ihm die Nerven zu versagen. Zu allem Überfluss setzte ihn auch noch sein Vater unter Druck, der ihn fast wöchentlich fragte, wann er denn nun endlich fertig sei, damit er in seiner Kanzlei mitarbeiten könne.
Foto: iStockphoto/hsvrs