„Vor sechs Wochen wurde ich von einem Karzinom im Dickdarm befreit. Die Narbe ist inzwischen verheilt, doch meine Verdauung kommt nicht wieder in Gang. Ich habe vieles ausprobiert, von Flohsamen über Rizinusöl bis zu homöopathischen Mitteln – nichts hilft! Nach drei Tagen ohne Stuhlgang nehme ich Abführtee, aber ich befürchte Gewöhnungseffekte. Was raten Sie mir aus naturheilkundlicher Sicht?“
Eine Behandlung mit Flohsamenschalen wird heute allseits in der Gastroenterologie empfohlen. Nach meinen Erfahrungen ist diese Methode jedoch oft nur bedingt erfolgreich. Sicherlich ist in Ihrem Fall die veränderte Anatomie des Darmes nach der Entfernung eines Darmabschnitts – des Sigmas – zu bedenken. Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass auch die Funktionslage des Oberbauches, vor allem die Entleerung des Magens und die Funktion der Galle und Bauchspeicheldrüse eine wichtige Rolle spielen. Deswegen würde ich auch hier therapeutisch ansetzen.
Werden die Gallensäuren angeregt, so stimuliert dies auch die Muskulatur des Magen-Darm-Traktes. Ratsam ist ein Behandlungsversuch mit einem Artischockenpräparat wie etwa Ardeycholan® oder Hewechol® Artischockendragees. Artischocke fördert die Freisetzung der Galle und hilft der Leber bei ihrer Entgiftungsarbeit. Sie darf aber nicht bei Gallensteinen oder der Neigung zu Gallenkoliken eingenommen werden.
Eine weitere Chance zur Stimulation der Darmmuskulatur sehe ich in dem bekannten Präparat Iberogast®. Als einzige Maßnahme dürfte dieses Mittel jedoch nicht ausreichen, daher möchte ich Sie auch ermuntern, die Peristaltik (Eigenbewegung des Darms) und die Verdauungsfunktion mit Hilfe von Reflexzonenmassagen anzuregen. In diesem Zusammenhang denke ich an
· Schröpfen. Die Schröpfköpfe können nicht nur auf die Rückenzonen, die mit dem Verdauungstrakt korrespondieren, gesetzt werden, sondern auch auf die Bauchdecke.
· Bauchmassagen oder Reflexzonenmassage der Füße oder Hände.
· Akupunktur, beispielsweise die Ohrakupunktur nach Bahr/Nogier, kann eine gestörte Peristaltik wieder in Gang bringen.
Schließlich gibt es seit längerem recht gute Belege für die abführende bzw. regulierende Wirkung von Bakterienpräparaten, beispielsweise mit lebenden Colibakterien. Von daher ist auch eine Behandlung mit Symbioflor®2, Colibiogen® oder Mutaflor® einen Versuch wert. Es ist dabei sehr wichtig, diese Präparate in niedriger Dosierung „einzuschleichen“, weil sonst mit Blähungen, Gurgeln oder sogar Krämpfen zu rechnen ist. Bei richtiger Anwendung sind diese Mittel aber gut verträglich, stärken außerdem das Immunsystem und wirken entzündlichen Erkrankungen im Verdauungstrakt entgegen.
Von Seiten der Ernährung rate ich zu einer mediterranen Kost mit viel frischem Gemüse und Obst, Fisch, Getreide, Öl mit ungesättigten Fetten wie beispielsweise Olivenöl, wenig Alkohol, geringe Mengen an Milch- und Fleischprodukten. Es braucht keine komplizierte Diät durchgeführt zu werden.