bei Verdauungsbeschwerden sehen wir zunehmend ein ähnliches Problem wie bei Erkrankungen anderer Organgruppen: Trotz immer besserer apparativer Diagnosemöglichkeiten steigt die Zahl funktioneller Erkrankungen, bei denen sich keine auffälligen Organbefunde erheben lassen. Oft wird dann getippt: auf die Galle, die Bauchspeicheldrüse, den Darm. In der Realität helfen am ehesten Strategien, die das Zusammenspiel der Verdauungsorgane „en bloc“ sehen.
Das gilt auch bei Patienten mit spezifischen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Je nach Intensität dieser entzündlichen Darmerkrankungen ist der Einsatz starker entzündungswidriger Medikamente notwendig. Laut Schulmedizin auf Dauer. Die genaue Ursache dieser Erkrankungen ist offiziell nicht bekannt. Wie immer in solchen Fällen flüchtet sich die Wissenschaft in „wabernd-diffuse“ Begriffe wie Autoimmunerkrankung.
Die Technik der Allgemeinbehandlung, also das Verbessern des „Nährbodens“ im Sinne Hippokrates‘, kann vieles auch dann mildern und den Verbrauch starker Pharmaka erheblich einschränken, wenn keine Einzelursache bekannt ist. Fast immer kann durch individuelle Umstellung der Ernährung schonend ein Rückgang der Symptome erzielt werden. Außerdem trägt die Unterstützung einzelner Organe, zum Beispiel durch Heilpflanzen, eventuell in Kombination mit der Gabe von Darmbakterien, dazu bei. Die „Monomanie“ der klinischen Medizin in dieser Frage begründet einmal mehr ihre Hilflosigkeit bei komplexen Störungen.
Als besonders schwer verdaulich belastet die derzeitige BSE-Diskussion. War Ihnen bis vor kurzem bewußt, daß unter dem Stichwort Tiermehlverfütterung geschredderte Tierkadaver als Eiweißspender an Nutztiere wie Rinder, Schweine, Hühner und Forellen verfüttert wurden? Auf eine solche Perversion muß man erst einmal kommen. Insofern könnte man innerlich fast höhnisch grinsen angesichts der jetzt belämmert in Radio- und Fernsehinterviews herumstammelnden Tierkörperbeseitigungsanstaltsdirektoren und Bauernverbandslobbyisten. Ganz schlimm auch das Auftreten der Centralen Marketing Agentur der Landwirtschaft (CMA). Ausgerechnet diese Organisation, die schönfärberisch und teilweise volksverdummend die Machenschaften im Landwirtschaftsbereich nach außen hin vermarktet, erdreistet sich mit Werbespots „unsere Landschaften, unsere Regionen“ für die hervorragende Qualität deutscher Agrarprodukte zu werben. Das erinnert an das Verhalten von Diktatoren, die sich in dem Moment, da das Regime zusammenzubrechen droht, an die Spitze der Revolution stellen, um den eigenen Kopf zu retten.
Die Quintessenz kann nur eine sein: Verbot der Tiermehlherstellung und -Verfütterung auf Dauer, Abschaffung und Verbot der Massentierhaltung, Umstellung der Landwirtschaft auf ökologischen Landbau. So gesehen hat BSE auch sein Gutes. Nicht die vorbeugende Einsicht, sondern erst Sachzwänge bringen Fortschritt.
In der Gesundheitspolitik tut sich Ähnliches: Plötzlich plädieren Politiker aller Parteien dafür, die gesetzliche Krankenkasse solle nur noch die gravierenden Risiken decken, dadurch preiswerter werden, und ansonsten solle der einzelne mehr Wahlmöglichkeiten bezüglich des gewünschten Versicherungsumfangs erhalten. Der Deutsche Naturheilbund fordert Entsprechendes seit Jahren.
Das Gute an BSE
Dr. med. Rainer Matejka