An Tagen der Unzufriedenheit, wenn so gar nichts läuft, wie man es gerne hätte, und man sich gedanklich im Kreis dreht, ist vielleicht der Zeitpunkt gekommen, alles gut sein zu lassen und stattdessen einfach „Danke“ zu sagen. Dem Leben danken. Danke sagen, es denken und fühlen. Einfach dafür, dass man leben darf.
Am Wunder des Lebens überhaupt teilnehmen zu dürfen, ist doch ein Privileg; eine nicht immer leichte Angelegenheit zwar, die viel Gutes und Schlechtes mit sich bringt, aber jedenfalls eine überwältigende Erfahrung. Manchen hilft es auch, sich an die guten Momente des bisherigen Lebens zu erinnern, an die Augenblicke, an denen uns etwas Großes gelungen ist oder etwas Kleines und doch Bedeutsames.
Sich bewusst machen, was man hat
Menschen, die eine schwere Krankheit, einen Unfall oder eine andere Situation, die die Endlichkeit des Lebens drastisch vor Augen führen, überleben, sind sich des Geschenks des Lebens sehr bewusst. Wenn man mit ihnen spricht, kommt diese Dankbarkeit, noch leben zu dürfen, oft klar zum Ausdruck. In den Tagen, den Wochen und Monaten nach einer schweren Phase fällt es meist leicht, die Dankbarkeit in sich zu fühlen. Danke, danke, lieber Gott, möchte man ausrufen. Danke für dieses Geschenk.
Mit der Zeit vergisst man diese Dankbarkeit wieder, der Alltag schleicht sich ein und mit ihm der menschliche Hang zur Unzufriedenheit. Auch wenn im Moment alles gut ist, könnte es doch ein wenig besser sein. Wenn sich Unzufriedenheit ins paradiesische Jetzt drängt und Gedanken an noch größeres Glück den ohnehin guten Ist-Zustand beeinträchtigen, dann muss man sich schon fragen, was da falsch läuft im Denken. Soll heißen, man soll sich bewusstmachen, was man hat und das Jetzt nicht mit Zukunft und das Hier nicht mit einem Dort vermiesen. Sonst ist man plötzlich wieder mitten drinnen im Sog seiner Gedanken, seiner eingebildeten Probleme und hadert mit dem Leben!
In diesem Augenblick, wenn wir an das Leben an sich denken, sollte uns wieder kopfschüttelnd und lächelnd der Irrsinn unserer Luxusproblemchen bewusst werden, und wir dürfen innehalten und Danke sagen, an diesem Wunderwerk, genannt Leben, überhaupt teilnehmen zu dürfen.
Es gibt genug Gründe, dankbar zu sein
Niemand weiß, wie viele Atemzüge wir noch machen dürfen, wie oft wir noch zu jemanden sagen können: „Ich liebe dich“ oder „Ich danke dir“. Keiner weiß, was hinter der nächsten Ecke lauert, was der nächste Tag bringen wird, nur eines ist gewiss: Jetzt, in diesem Augenblick dürfen wir atmen, dürfen wir sehen, hören, riechen, schmecken, lächeln und vieles mehr. Wir dürfen uns glücklich schätzen mit dem, was uns im Augenblick geschenkt wird.
All jene, die eine akute Lebensbedrohung, eine schwere Krankheit zum Beispiel, hinter sich haben, wissen das. Um uns diese Dankbarkeit anzueignen, brauchen wir aber nicht darauf zu warten, dass uns das Leben prüft und wir eine schwere Hürde zu meistern haben. Es ist so einfach wie erhebend: Schließe die Augen, fühle dich und dein Eingebundensein in das Leben und danke dem Schöpfer oder wem auch immer, atmen und leben zu dürfen. Wer erkennt, dass es genug Gründe gibt, dankbar und glücklich zu sein, darf sich entscheiden, jetzt diesem Gefühl zu folgen, und tatsächlich dankbar und glücklich sein. Träumen ist erlaubt, aber vergessen wir nicht den wirklichen, echten Augenblick, er ist der einzige, den wir tatsächlich leben können.
Autor
Dr. Thomas Hartl ist Schriftsteller, Autorencoach und Journalist mit den Schwerpunkten Gesundheit, Medizin und Psychologie. Er hat an die 20 Bücher (Sachbücher und Literatur) veröffentlicht und hilft anderen dabei, sich ihren Traum vom Buch zu erfüllen. Weitere Informationen unter www.thomas-hartl.at