Liebe Leserin, lieber Leser,
in naturheilkundlichen Fachzeitschriften wird oft die rhetorische Frage gestellt: „Naturheilkunde – quo vadis?“ (Wohin gehst du?). Die Antwort fällt dann meist diffus aus. Fast immer wird die berühmte Allensbachumfrage zitiert, nach der 80 Prozent der Bevölkerung Naturheilkunde ausdrücklich wünschen. Man fragt sich nur, warum nach wie vor naturheilkundliche Medizin derart marginal in unserer Gesellschaft und vor allem im Gesundheitssystem verankert ist. Die Antwort haben wir an dieser Stelle schon oft gegeben: Weil sie oft unbequem ist und vom einzelnen verlangt, unter Umständen seine Lebensführung zu ändern. Dies widerspricht dem natürlichen Hang des Menschen zur Bequemlichkeit.
Einen interessanten Aspekt hörte ich auf einem Kongreß tschechischer Biobauern. Ein Referent führte aus, Ökokost gewinne zwar zunehmend an Stellenwert. Ein Grund liege darin, daß die zahlreichen Lebensmittelskandale diejenigen Verbraucher, die schon immer Ökokost bevorzugt haben, in ihrer Haltung bestärken. Ein wesentlicher Hemmschuh für die Verbreitung der Ökokost sei aber immer noch das schlechte Image der sie konsumierenden Personen: Nach wie vor werden diese als recht humorlose Zeitgenossen mit ganz bestimmter Kleidung und ganz bestimmten politischen Haltungen eingestuft und – so der Referent – „wenn ich selber Ökokost kaufe, werde ich ja irgendwie genauso wie diese Leute …“
Nun stimmt das Image aus den Anfängen der Ökobewegung längst nicht mehr: Lebensmittel aus biologischem Anbau werden mittlerweile in allen Gesellschaftsschichten und quer durch die politischen Lager konsumiert. Trotzdem gilt für bewußte Ernährung – und im weiteren Sinne auch für die Naturheilkunde insgesamt: Würde sie sich mitunter nicht so verbissen darstellen, sondern ein wenig humorvoller und kreativer präsentieren, könnten Attraktivität und Zuspruch noch deutlich steigen. In Anlehnung an einen Fußballkommentator, der vor Jahren bei dahinplätschernden Spielen immer sagte: „Ein Tor würde dem Spiel jetzt gut tun“…
Apropos Tor: Ein großes Ereignis steht uns in diesem Jahr bevor. Für einige Wochen wird es uns aus dem eng umgrenzten Horizont unserer politischen Steuervergünstigungsabbaugesetzentwickler, Gesundheitsmodernisierungsgesetzkonstrukteure, Stellschraubenverdreher und Nachbesserungsexperten entrücken: die Fußball-WM.
Wenn Sie kein Fußball-Fan sind, wünsche ich Ihnen an dieser Stelle bereits alles Gute für den Monat Juni! Wenn doch, möchte ich auf ein Geleitwort aus dem Jahr 1996 zurückgreifen. Damals hatten wir anläßlich der Europameisterschaft eine Art Europaauswahl berühmter Naturheiler aufgestellt mit dazugehörigen Vereinen (natürlich alles nur fiktiv). Dies möchten wir in aktualisierter Form zur WM – natürlich wieder nicht ganz ernst gemeint – erneut tun. Übrigens, die Torwartfrage ist für mich schon lange entschieden:
Torwart: Hippokrates (Olympiakos Piräus)
Abwehr: Tomas Sydenham (Tottenham Hotspurs), Max Otto Bruker (Arminia Bielefeld), Sebastian Kneipp (FC Augsburg), Paracelsus (FC Basel).
Mittelfeld: Paul Nogier (Olympique Lyon), Vinzenz Prießnitz (Sigma Olmütz), Christoph-Wilhelm Hufeland (Rot-Weiß Erfurt).
Angriff: Bernhard Aschner (Rapid Wien), Otto Buchinger sen. (Hannover 96), Johann Abele (VfB Stuttgart).
Mit besten Grüßen