Anita. S. (Name geändert), 35 Jahre alt, kam mit einer beginnenden Erkältung in die Praxis. Sie klagte über ein spannendes Hautgefühl an der Oberlippe, Schmerzen und Schwellung. Dieses Gefühl kannte sie aus Erfahrung, und sie war sich sicher, dass in wenigen Stunden die halbe Oberlippe mit Bläschen übersät sein würde, die alsbald aufbrechen und gelb verkrusten. „Das nervt mich mittlerweile total. Nur einfach mal Sonne genießen scheint unmöglich. Anschließend tauchen immer die Bläschen auf. Am Meer oder im Gebirge passiert das regelmäßig. Dazu habe ich im Urlaub gar keine Lust. Manchmal ist auch meine Periode der Auslöser.“ Kürzlich, nach einem Zahnarzt-Besuch, plagten sie zusätzlich sogar noch weiß belegte Aphten an der Mundschleimhaut. „Die ganze Wange tut dann weh. Wenn ich besonders gestresst bin, reicht schon ein kurzes Ekelgefühl. Einmal war sogar schon die Augenhornhaut betroffen.“ Nicht nur die äußeren Beschwerden machten Frau S. zu schaffen, sie fühlte sich dann insgesamt sehr schlapp und müde. Oft plagte sie ein Nervenschmerz in der betroffenen Gesichtshälfte. Sie hatte gerade lehrbuchmäßig die typischen Provokationsfaktoren für Lippenherpes beschrieben.
Das Virus, das sich in die Nervenknoten einnistet, nutzt jede Gelegenheit, zur Haut-Schleimhautgrenze zu wandern, am häufigsten an den Lippen, aber auch an die Nase. Immer wenn das Immunsystem geschwächt ist – sei es durch grippale Infekte, Sonneneinwirkung, hormonelle oder klimatische Veränderungen, Ekel, Stress oder bei mechanischem Reiz, wie ihn eine zahnärztliche Behandlung hervorruft – tritt der Herpes in Erscheinung.
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