Liebe Leserin, lieber Leser,
in dieser Ausgabe beschäftigen wir uns schwerpunktmäßig mit baubiologischen Fragen: von Schimmel in der Wohnung bis zur Energiesparlampe. Oft lässt sich schon mit einfachen und manchmal sogar kostenfreien Maßnahmen einiges erreichen. Allerdings reicht der gute Wille allein nicht immer, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann:
Hier und da ein bisschen handwerklich tätig zu sein, empfinde ich – meist – als schönen Ausgleich. Im vorliegenden Fall geht es um den Versuch, eine Garagendecke zu dämmen. Energiesparmaßnahmen werden ja ständig propagiert. Und glaubt man entsprechenden Ratgeberbroschüren, ist eine solche Dämmaktion ganz leicht. Man kann sie quasi mal soeben am Rande einer Geburtstagsparty mit Kragen und Schlips durchführen. Doch schon die Nachfrage bezüglich des geeigneten Materials führt zu ungeahnter Verwirrung: Nicht wenige Baufachleute lehnen immer noch jegliche Dämmung ab und scheinen in alten Schlossmauern mit meterdicken Wänden, aus denen einem Eiseskälte und Rheuma entgegenschlagen, das Nonplusultra der Baukunst zu sehen. Doch auch die Befürworter geben völlig unterschiedliche Empfehlungen ab. Einer rät, man solle bei der Brandschutzversicherung nachfragen, doch die zeigt sich außer Stande, eine entsprechende Auskunft zu geben. Schließlich gibt der Kundenservice der weltgrößten Bausparkasse einen Rat: Mineralwolle solle es sein. Ökodämmstoffe erfüllten die Brandschutzvoraussetzungen nicht und seien zudem anfällig gegen Parasitenbefall (Schluck!).
Den Aussagen stimmen auch die Energie-Fachberater einer Baustoffhandlung zu. Das Dämmzeugs von einer Weltfirma wird geliefert, dazu ein sündteurer Dispersionskleber von einer anderen Weltfirma. Doch, oh Schreck, die elenden Platten wollen an der Decke partout nicht halten. Selbst bei stundenlanger Unterstützung fallen die beiden Testplatten schneller herab, als man schauen kann. Und auch nach vielen weiteren Stunden macht der wie ein Hirsebrei wirkende Kleber nicht ansatzweise den Eindruck, irgendwann einmal kleben zu wollen. Daraufhin Hotline des Kleberherstellers angerufen und Beratung erhalten: Kleber sei falsch, zunächst müsse Haftgrund aufgetragen werden, dazu ein spezieller Verbundmörtel. Die Weltfirmahotline das Dämmstoffherstellers bestätigt dies.
Der neue Kleber wird laut Beschreibung in einem exakten Verhältnis mit Wasser gemischt, anschließend einer zehnminütigen Reifezeit wie bei einem Hefeteig (mit Stoppuhr gemessen) unterzogen, um ihn schließlich auf die Platten aufzutragen. Auch dieses Mal fallen die Platten jedoch sofort herunter und auch der Einsatz sogenannter „Angstdübel“ bringt keine Lösung.
Auf die Frage, ob es denn keine Referenzadressen von Firmen gäbe, die das Ganze schon einmal erfolgreich durchgeführt hätten, ernte ich Achselzucken und die Auskunft, dass Deckendämmung „immer wieder ein Problem“ sei. Fazit: trotz bemühtem „Support“ durch mehrere Weltfirmen und peinlicher Beachtung der Verarbeitungsvorschriften war es mir nicht möglich, eine Garagendecke zu dämmen. Ich habe aber die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass es mir im Jahr 41 nach der Mondlandung doch noch gelingen wird.
Auf, dass es uns zum Winter hin mollig warm werde, grüße ich Sie herzlich