Liebe Leserin, lieber Leser,
zwei Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima erinnern wir uns an die dramatischen Ereignisse – und welche Wellen sie in Deutschland schlugen. Seitdem ist der Begriff „Energiewende“ ein Dauerthema. Wie alle Großprojekte scheint auch dieses in einem Durcheinander aus Regelungen, Interessen und Subventionen erheblich schwieriger realisierbar zu sein als gedacht. Wir können allerdings feststellen: Die Lichter sind trotz aller Unkenrufe nicht ausgegangen. Es scheint nicht nur ausreichend Strom da zu sein, sondern die Strompreise sind an den Strombörsen deutlich gesunken. Es gibt sogar so viel Strom, dass dieser subventioniert ins Ausland verschenkt werden kann. Der verwunderte Verbraucher fragt sich daher zu Recht, wieso die eigenen Strompreise ständig steigen.Die Antwort ist relativ einfach: Mal wieder ist es nicht das Material, in diesem Fall der Strom, sondern es sind Netzentgelte und eine unüberschaubare Zahl von Steuern und Zuschlägen, die den Preis in der letzten Zeit so in die Höhe getrieben haben.
Der Ausbau erneuerbarer Energien schreitet offensichtlich bei weitem nicht so schnell voran wie geplant. Vor allem der Anschluss von im Meer gelegenen, sogenannten Offshore-Windanlagen an das Stromnetz verzögert sich immer mehr. Lässt sich dieses Problem technisch nicht lösen oder sind wieder einmal langwierige Genehmigungsverfahren und Planungsfehler schuld?
Im Bereich der Förderung erneuerbarer Energien hat man die Subventionen in den letzten Jahren schneller zurückgefahren als ursprünglich ge-plant. Dies ist allerdings in Ordnung, da die Erstellungspreise, etwa für eine Photovoltaikanlage, ebenfalls schneller gefallen sind als erwartet. Alarmierend ist aber, wenn Eingriffe in bestehende Altverträge diskutiert werden. Dies dürfte die Investitionen in erneuerbare Energien abstürzen lassen. Wer sich als Investor nicht sicher sein kann, ob heute gemachte Zusagen morgen noch gelten, wird sich die Sache zweimal überlegen. Die Quintessenz scheint zu sein, dass man klammheimlich Kohle- und Gaskraftwerke bauen wird. Am Ende steht dann ein Mischmasch aus einer halben Energiewende mit viel konventioneller Energiegewinnung – aber ohne Atom.
Was auch bei der „Energiewende“ Sinn macht: das Grundprinzip der Naturheilkunde – die „Eliminatio“ (das Vermeiden von Unnötigem, siehe Editorial 1/2013) – im vorliegenden Fall also die Energieeinsparung. Doch auch dies ist oft leichter gesagt als getan: Wir kaufen Energiespargeräte, ersetzen alte Gefrierschränke durch neue, haben aber am Ende nicht das Gefühl, dass der Stromverbrauch nennenswert sinkt. Ganz ähnliches zeigen auch Tests bei Mittelklasseautos. Im Vergleich zu den 1980er Jahren ist die behauptete Verbrauchsminderung gering oder überhaupt nicht nachweisbar. Kein Wunder, denn die Autos wurden immer schwerer und die Abgasrückführungs- und Reinigungssysteme kosten selbst gehörig Treibstoff.
Am Ende werden wir einen kostenintensiven Energiemix haben – und chaotische Regelungen. Der einzige Vorteil: Es geht ohne Atom; wobei damit das Problem der Endlagerung bisher angefallener Brennstoffe noch nicht gelöst ist. Ich will nicht unken. Aber ich befürchte, die „Endlagerung“ wird nach der Pleite des Endlagers Asse II darin bestehen, das hochradioaktive Material ständig hin- und herzufahren und mal hier, mal dort zwischenzulagern.