Der 66-jährige Rentner Rudolf Töpfer (Name von der Redaktion geändert) hatte während der letzten zweieinhalb Jahre vierzehn verschiedene Ärzte aufgesucht, um Linderung seiner Schmerzen zu finden.
Begonnen hatte sein Leiden mit einer Überlastung des rechten Ellenbogens („Tennisarm“). Er ließ sich Kortison spritzen, da er unbedingt weiterarbeiten wollte. Sein Beruf brachte es mit sich, daß sein Arm durch harte körperliche Arbeit schwer belastet wurde. Nach der Spritze entwickelte sich ein Abszeß. Die Schmerzen strahlten bis in die Schulter und Halswirbelsäule aus, und es wurde ein sich ausbreitendes Weichteilrheuma diagnostiziert, das sich dann auch auf die untere Körperhälfte ausweitete.
Rheumatische Schmerzen breiteten sich immer mehr aus
Wärme verstärkte die Schmerzen von Herrn Töpfer. Moorbäder oder ähnliches konnte er daher nicht vertragen. Auch die Behandlung in der Kältekammer linderte seine Schmerzen nur vorübergehend. Nach diversen physiotherapeutischen Behandlungen wurde ihm eine medikamentöse Therapie mit den Wirkstoffen Amitriptylin (Medikament gegen Depressionen) und Tramadol (Schmerzmedikament) verordnet. Die Beschwerden konnten aber auch auf diesem Weg nicht verbessert werden. Er klagte vor allem über Schmerzempfindlichkeit schon bei bloßer Berührung der Haut, erhebliche Erschöpfung und mangelnde Ausdauer: Schließlich wurde ein ausgeprägtes chronifiziertes Schmerzsyndrom (Stadium III nach Gerbershagen) und ein primäres Fibromyalgiesyndrom (Weichteilrheuma) diagnostiziert. Im Labor waren sämtliche Rheumafaktoren sowie Blutsenkungsgeschwindigkeit und Entzündungsparameter negativ. Der Patient wurde schließlich zu einer stationären Reha-Therapie in unsere Klinik eingewiesen.
Ausleitung plus Fasten
optimierte den Heilungsprozeß
Hier wurde eine kombinierte Fastentherapie durchgeführt, bei der sich Herr Töpfer von Gemüsesäften und -brühen, Kräutertees und Honig ernährte und ein intensives Ausleitungsprogramm absolvierte. Letzteres setzte sich aus verschiedenen Behandlungsbausteinen zusammen. Dazu zählten neben Darmspülungen mit Kamillenwasser und Saunatherapie auch Breuss-Massagen und Dorntherapie. Außerdem wurden Kneippsche Anwendungen wie Kräutervollbäder, Sitzbäder und Wechselarmbäder (die Arme zuerst für fünf Minuten in ungefähr 38 °C warmes, dann etwa 10 Sekunden in kaltes Wasser tauchen, beides zweimal im Wechsel) angeordnet. Ausdauer- und Bewegungstraining mit dem Ergometerfahrrad, Nordic Walking und Schwimmen rundeten das Programm ab.
Insgesamt fastete der Patient 35 Tage, also über einen Zeitraum, der unbedingt von einem erfahrenen Fastenarzt begleitet werden sollte. Bereits nach sechs Tagen hatten sich seine Schmerzen nach eigenen Angaben um rund 80 Prozent gebessert. Während des Fastens reduzierte er sein Gewicht von 88,5 auf 77,6 Kilogramm bei einer Größe von 176 Zentimetern (also auf nahezu Normalgewicht). Der durch seine lange Schmerz-odyssee auch psychisch erschöpfte Mann erholte sich in der sechswöchigen stationären Therapie erstaunlich gut. Die private Krankenkasse hatte aufgrund der langen Vorgeschichte mit vielen erfolglosen Therapieversuchen auf einen längeren stationären Aufenthalt bestanden.
Im weiteren Verlauf war Herr Töpfer ein Jahr lang nahezu schmerzfrei und benötigte keine weitere medikamentöse Therapie. Beim Umbau seines Hauses überanstrengte er sich jedoch und bekam erneut Schmerzen. Durch eine Wiederholung der Fastentherapie über vierzehn Tage konnten die Beschwerden rasch wieder gelindert werden.
Dr. med. Eva Lischka, Jahrgang 1950, studierte Humanmedizin mit anschließender klinischer Ausbildung für Innere Medizin. Zusatzqualifikationen erwarb sie in den Bereichen Chirotherapie, Naturheilverfahren und als Badeärztin. Seit 20 Jahren arbeitet sie als Fastenärztin in einer Klinik in Bayern.