Die Frage hat es in sich, und man benötigt Mut, um sie sich und sich ihr zu stellen. Das Ego fürchtet sie, da sie seine Grundlagen erschüttert. Aber wenn man Antworten findet, dann winken als Belohnung Freiheit und Frieden.
„Ich weiß gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht: Wer bin ich – für den Chef, für meine Eltern oder meinen Partner? Für wen hält er mich? Was mache ich hier?“ Diese oder ähnliche Fragen zeugen von innerer Verunsicherung und Verwirrung, sowie von diffuser Unzufriedenheit. Sie fragen nach unserer Identität und unserem Selbstbild und haben das Potenzial, unser Selbstkonzept durcheinanderzuwirbeln. Solche Fragen können Ihre Welt verändern, wenn Sie den möglichen Antworten wirklich lauschen.
Oft identifizieren wir uns mit unseren Rollen, die wir beruflich oder privat für andere spielen und die wir bereits in der Kindheit gelernt haben. Wir haben sie an der Schwelle des Erwachsenwerdens nie bewusst hinterfragt und unbewusst ins Erwachsenenleben übernommen. Meist stellen wir uns die Frage nach unserer Identität erst im Rahmen einer Krise oder einer Erkrankung. Dann, wenn es nicht mehr so weitergeht wie bisher. Und wenn wir merken, dass wir einen hohen Preis dafür zahlen, wenn wir unser Leben an den erworbenen Rollen und Erwartungen anderer Menschen orientieren. Doch soweit sollten wir es gar nicht erst kommen lassen, wie die Geschichte im Kasten unten verdeutlicht.
Bei der Suche nach Antworten auf Fragen nach unserer Identität könnten wir darauf stoßen, dass wir uns gar nicht richtig kennen und auch nicht spüren, sondern nur im Kopf leben und versuchen, Normen zu erfüllen. Eventuell wird uns bewusst, wie eingeengt wir leben, um Konflikte zu vermeiden oder aus Angst, allein zu sein. Möglicherweise entdecken wir, dass wir viel mehr sind, als das, was wir leben. Fragen sollten wir uns auch, welche Seiten seit unserer Kindheit unterdrückt wurden. Eventuell entdecken wir verschiedene Seiten unserer Persönlichkeit. Auch die Schattenseiten. Wir könnten erkennen, dass wir bisher die Umstände bestimmen ließen, wer wir sind. Und merken, wie sehr wir uns mit Gedanken und Gefühlen identifiziert haben und uns durch ein begrenztes Selbstkonzept und alte ungeprüfte Glaubenssätze in unserem kreativen Potenzial beschränkt haben. Schließlich merken wir vielleicht, dass unser kleines „Angst-Ich“, unser Ego, das wir uns in Abgrenzung zu anderen konstruiert haben, nicht das sein kann, was wir eigentlich sind.
Wir sind mehr als unsere Gedanken
Nach der Entdeckung des falschen Selbst beginnen wir vielleicht eine spirituelle Suche nach unserem wahren Selbst. Wir sind mehr als unsere Gedanken, mehr als unsere Gefühle, unser Körper, unsere Rollen, denn wir können dies alles in unserem Geist achtsam beobachten. Wir kommen schließlich darauf, dass wir der beobachtende Geist, ja das Bewusstsein selbst sind. Dass es dieses Ego gar nicht gibt, das durch seine gedanklichen Beurteilungen künstliche Trennungen verursacht.
Schließlich kann uns diese Frage, wenn wir darüber meditieren, in einen stillen Raum unseres Geistes jenseits der automatischen Gedanken unseres konditionierten Verstandes führen. Wir verlassen den vertrauten Angstkäfig und spüren zu unserer Überraschung eine tiefe Ruhe, inneren Frieden und Freiheit … und entdecken ein spontanes Lachen und große Freude. Wir erlangen einen Zustand von liebevoller Verbundenheit mit allem, was ist und sind selbst voller Liebe. Dann merken wir, wie dieser geistige Zustand von innerem Frieden und Liebe uns trägt.
Und wir sind, wenn wir uns zumindest zeitweilig im Alltag dieses Erleben von Stille bewahren können, fortan nicht mehr ganz dieselben. Es ist der Beginn unserer Freiheit – unseres Weges zur Zufriedenheit. Der Weg zum Glück führt nicht über das Tun und Haben zum Sein, sondern unser Sein ist die Basis für Freiheit, Verbundenheit, Frieden und Glück.