Liebe Leserin, lieber Leser,
seit dem zweiten Weltkrieg wurden Tausende Ernährungsformen propagiert. Etliche davon vertraten den Anspruch, die einzig richtige zu sein. In der Naturheilkunde hat sich die vegetarische Vollwertkost durchgesetzt, meist als lacto-ovo-vegetarische Variante. Neben pflanzlicher Nahrung verzehrt man auch Milch- und Milchprodukte („lacto“) sowie Eier („ovo“). Ansonsten gilt die mediterrane Kost als schmackhaftes Beispiel für gesunde Ernährung. Immer öfter werden aber auch speziellere Ernährungslehren propagiert. Die Steinzeit-Diät („Paleo“ – viel Fleisch, Gemüse, Nüsse und Obst, Meidung von Getreide) erlebt ein Revival. Verstärkt sind auch rein vegane Ernährungsweisen in Mode gekommen, die auf sämtliche tierischen Produkte, also auch Honig etc. verzichten. Die Zahl der reinen Veganer schätzt man auf rund 0,9 Prozent der Bevölkerung.
Ganz interessant ist, was sich auf dem Sektor Ernährung so im Sport getan hat. Muffelten Fußballprofis vor einem großen Spiel noch vor dreißig Jahren Steaks mit Fritten und Fertigsaucen in sich hinein, hat sich dies spätestens seit den 90er Jahren drastisch geändert. Thomas Helmer, einst Fußball-Europameister, mittlerweile Moderator beim Fernsehsender Sport 1, erzählte mir schon vor einiger Zeit von einer zunehmend gesundheitsbewussten Ernährung bei Leistungssportlern: der Schwerpunkt liegt auf komplexen Kohlenhydraten, insbesondere Gemüse.
Heute geht es offenbar noch differenzierter zu. Borussia Dortmunds Spieler Ilkay Gündogan schlug sich über ein Jahr mit seiner Verletzung herum und litt zusätzlich unter Rückenschmerzen. Auch sein Übergewicht bereitete ihm sichtlich Probleme. Zu dieser Zeit waren Cola und Pizza beliebte Nahrungsmittel. Der im vergangenen Sommer zu Borussia Dortmund gekommene Trainer Thomas Tuchel verordnete Gündogan eine strikt zuckerfreie und weitestgehend getreide-, vor allem weizenfreie Ernährung. Nicht nur, dass er daraufhin abnahm. Der Fußballer gewann deutlich an Leistungsfähigkeit und regenerierte sich. Ein Sportreporter bezeichnete die Ernährungsumstellung als „Tuchel-Diät“ – natürlich mit Augenzwinkern. Auch andere Fußballvereine legen inzwischen erheblichen Wert auf gesündere Ernährung. Besonders die Milchprodukte sind den sportlichen Ernährungsreformen zum Opfer gefallen und wurden stark reduziert. Letztendlich aber laufen die meisten Konzepte auf Folgendes hinaus: weniger Tierprodukte und Getreide, kein Zucker, keine Fertignahrungsmittel und Softdrinks, dafür mehr hochwertige, pflanzlich betonte Nahrung. Das soll sich auch ganz allgemein auf die Verletzungsanfälligkeit der Spieler auswirken. Auf Platz 1 in der Bundesliga mit besonders geringer Verletzungsrate stehen übrigens die Spieler vom SV Darmstadt 98 …
Auch wenn moderne Ernährungsforscher oft sagen, die Ablehnung von Getreide sei maßlos übertrieben: Das Ganze folgt durchaus einer gewissen Logik. Gerade Weizen scheint nicht nur ob seines Glutengehaltes ein Problem zu sein, sondern auch in anderer Hinsicht allergen zu wirken. Dafür sprechen zumindest die Testergebnisse zahlreicher alternativer Testmethoden. Jenseits der großen Linien der gesunden Ernährung: Das „Zünglein an der Waage“ ist die individuelle Veranlagung eines jeden Menschen.
Mit sportlichen Grüßen
Ihr Dr. med. Rainer Matejka