Wegen eines extrem langen Darms leide ich seit meiner Kindheit an Verdauungsproblemen. Vor einem Jahr bekam ich heftige Bauchschmerzen, litt unter Durchfällen und schied teilweise unverdaute Nahrung aus. Der Arzt diagnostizierte eine Gastritis. Mit der Einnahme von Protonenpumpenhemmern beruhigte sich die Entzündung zwar, doch ich litt weiterhin unter Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen. Nun lautete die Diagnose „Reizdarm“. Der Arzt vermutete eine Gluten-Unverträglichkeit. Monatelang ließ ich glutenhaltige Nahrungsmittel weg, doch das half nichts. Ein Bluttest bestätigte eine Allergieneigung auf Penizillin und verschiedene Medikamente.
Dann kam die Gastritis zurück und wurde chronisch. Mit verschiedenen basisch wirkenden Medikamenten zur Bindung der Magensäure sowie diversen pflanzlichen Magen-Präparaten kann ich mir helfen. Wenn ich allerdings die Mittel absetze, geht es mit den Schmerzen wieder los. Präparate mit Darmbakterien brachten keinen spürbaren Erfolg. Sind möglicherweise Helicobacter im Spiel? Wie kann ich mein Verdauungssystem wieder ins Lot bringen?
Bei Ihnen liegt offenbar sowohl eine chronische Gastritis (Magenschleimhautentzündung) als auch ein Reizdarmsyndrom vor. Deshalb reicht es nicht, nur eines dieser Organsysteme zu behandeln.
Ihre zahlreichen Unverträglichkeiten und die Allergiebereitschaft weisen auf ein gestörtes Darmmilieu hin. Falls bei Ihnen noch keine mikrobiologische Stuhluntersuchung vorgenommen wurde, sollten Sie dies unbedingt nachholen bzw., falls der Test länger zurückliegt, nochmals wiederholen. Er gibt Aufschluß über die Zusammensetzung der Darmbakterien und deckt auch eine eventuell vorhandene Hefepilzbesiedelung auf.
Falls das Darmmilieu zu sauer ist, also deutlich unter einem pH-Wert von 6,5 liegt, entwickelt sich oft eine säureüberhängige Darmflora, und die Verdauungssäfte können nicht mehr optimal wirken. Liegt der pH-Wert allerdings über 7, d. h. im basischen Bereich, entsteht mitunter Fäulnis, die zur unvollständigen und schlechten Eiweißverdauung führt. Auch in diesem Milieu können die Verdauungssäfte nicht richtig arbeiten. Falls dies bei Ihnen zutrifft, sollte man den pH-Wert des Darmes richtig einjustieren, etwa durch Basenpulver bei zu saurem und Brottrunk bei zu basischem Milieu.
Zur gesunden Besiedlung des Darmes hilft Ihnen möglicherweise ein Hefepräparat mit Saccharomyces boulardii (beispielsweise Santax S® oder Perocur® forte). Diese Mittel stabilisieren die Darmflora und verdrängen unerwünschte Hefen. Ob sich ein solches Präparat in Ihrem Fall eignet, hängt vom Ergebnis der Stuhluntersuchung ab. Hier sollte Sie Ihr Arzt entsprechend beraten.
Nach Ihrer Schilderung liegen vermutlich verschiedene Unverträglichkeiten auf Nahrungsmittel vor. Dabei können nach der Aufnahme eines unverträglichen Stoffes oft viele Stunden und Tage vergehen, bis sich eine Reaktion zeigt. Der genaue Auslöser läßt sich dann kaum noch erkennen. Mit einem modernen Bluttest lassen sich jedoch spezielle, verzögert einsetzende Allergien vom IgG4-Typ gezielter bestimmen (siehe auch Naturarzt 7/2004: Nahrungsmittelallergien aufdecken).
In den letzten Jahren beobachten wir zunehmend Intoleranzen auf Fruchtzucker (Fruktose) und das Getreideeiweiß Gluten. Sie haben ja bereits eine glutenfreie Ernährung eingehalten, allerdings ohne eine deutliche Besserung zu erreichen. Um hier endgültige Klarheit zu bekommen, kann ein Antigliadin-Antikörpertest im Stuhl mithelfen. Sinnvoll wäre es, bei dieser Stuhlprobe gleichzeitig die Fruktoseintoleranz zu testen.
Enorm wichtig ist bei einem Reizdarm, daß die tägliche Ernährung Vollwertigkeit mit Bekömmlichkeit kombiniert. Dazu gehört neben hochwertigen und gesunden Nahrungsmitteln unbedingt eine schonende Zubereitung der Nahrung, also dämpfen, dünsten und kochen. Beim Braten, Grillen und Frittieren entstehen dagegen Röststoffe, die den angegriffenen Darm weiter reizen. Auch Rohkost eignet sich für Sie nur eingeschränkt, da diese durch die geschädigte Darmflora nicht vollständig verdaut wird und blähende Gase den Darm belasten. Damit Magen und Darm die Verdauung bewältigen können, sollten die Mahlzeiten klein ausfallen, lieber fünf kleine als drei große. Außerdem hilft auch eine sorgfältige Kauarbeit, schließlich ist gut gekaut schon halb verdaut!
Falls bei Ihnen noch nicht
getestet wurde, ob eine Helicobacterinfektion vorliegt, sollten Sie das nachholen. Schulmedizinisch behandelt man einen Helicobacterbefall mit der sogenannten Tripletherapie, mit zwei Antibiotika und einem Säureblocker. Alternativ kann auch die Wismut-Therapie, die vor allem in den achtziger Jahren verwendet wurde, eine denkbare Alternative darstellen (z. B. Ventricon®). Möglicherweise hilft Ihrem „angegriffenen Magen“ die Einnahme des Präparates Gastricumeel® auch ohne Helicobacternachweis. Diese Therapie könnte man zur „homöopathischen Tripletherapie“ mit Nux vomica Homaccord® und Lympho-myosot®, die zusammen über einen Zeitraum von 45 Tagen eingenommen werden müßten, erweitern.
Die hier vorgestellten Fälle beruhen auf speziellen Leseranfragen. Die genannten ergänzenden Therapievorschläge können nur allgemeinen Charakter haben. Der „Naturheilärztliche Rat“ ersetzt nicht Untersuchung, Anamnese und Therapie durch einen naturheilkundlich tätigen Arzt. n