Jeder Mensch hat seine individuelle Geschichte, mit der er sich mehr oder weniger auseinandersetzt. Vielen fällt es schwer, das Erlebte und Gegenwärtige anzunehmen. Im Annehmen der eigenen Lebensgeschichte kann der Mensch jedoch zu einer heiteren Lebenshaltung finden.
Geschichten werden von Menschen geschrieben und gelebt. So unterschiedlich die Leben, so vielschichtig die Themen. Geschichten, die das Leben schreibt, zeigen, wie schön das Leben sein kann, offenbaren aber auch die Grausamkeit der menschlichen Wirklichkeit. Es sind Schicksalsgeschichten, die das Tor zum Leben öffnen oder es verschließen.
Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte, die von Höhen und Tiefen geprägt ist. Glück und Freude wechseln sich ab mit Gefühlen von Trauer, Angst oder Versagen. Natürlich gibt es auch Menschen, die wir als sogenannte Glückskinder bezeichnen. Bei ihnen läuft das Leben rund und sie befinden sich scheinbar auf der Sonnenseite des Lebens. Wer jedoch ehrlich auf sein Leben blickt, findet auch Zeiten von Verzweiflung und Enttäuschung. Viele Menschen gehen gestärkt aus Krisen hervor, andere zerbrechen an ihrer Lebensgeschichte.
Woran mag es nun liegen, dass manche Menschen an ihrer Geschichte wachsen und andere nicht? Menschen, die sich auf das Abenteuer Leben eingelassen haben, sind oft Persönlichkeiten mit einem sonnigen Gemüt. Sie strahlen eine unbeschwerte Heiterkeit aus, sind kontaktfreudig, optimistisch, durchsetzungsfähig und seelisch ausgeglichen. Dieser Menschentyp ist wie ein Stehaufmännchen, das eine intuitive Lebenskraft in sich trägt. Ihr unerschütterlicher Mut ermöglicht ihnen, das Leben mit allen seinen Facetten anzunehmen, immer wieder aufzustehen und weiterzumachen.
Die seelische Widerstandskraft, die Menschen dazu befähigt nach großen psychischen Belastungen schnell wieder auf die Füße zu kommen, heißt Resilienz. Das Gute ist: Diese Fähigkeit kann jeder Mensch zu jedem Zeitpunkt seines Lebens aufbauen und trainieren – unabhängig von seiner genetischen Veranlagung. Hilfreich sind Achtsamkeitsübungen (z. B. MBSR-Programm nach Jon Kabat-Zinn), um aus dem negativen Gedankenkarussell auszusteigen und wieder in die Gegenwart zu kommen. Auch regelmäßige Meditation und Konzentrationsübungen aus dem Zen-Buddhismus haben nicht nur eine positive Wirkung auf unsere geistigen Fähigkeiten, sondern auch auf die innere Widerstandskraft. Kurzfristig hilft auch eine kleine Atemübung, wenn man in schmerzhaften Gefühlen und inneren Dialogen feststeckt: Tief einatmen und dabei bis drei zählen, dann ganz langsam ausatmen und mit der Ausatmung alles Schmerzliche loslassen.
Wichtig ist es, in Krisen stets wieder aktiv zu werden, einen anderen Blickwinkel einzunehmen und Verbündete zu suchen. Das Wissen darum, dass das eigene Leben einen Sinn hat, hilft auch in schwierigen Krisen- oder Extremsituationen. „Wer ein Warum zu leben hat, erträgt auch jedes Wie“, heißt es bei Friedrich Nietzsche.
Wer der Gefahr widersteht, sich im Schmerz einzunisten und zu resignieren, geht aus Krisen gestärkt hervor. Der Mensch ist erst offen für eine sinnvolle Reaktion auf ein schmerzhaftes Erlebnis, wenn die aktuelle Realität angenommen werden kann, so wie sie ist. Es macht einen großen Unterschied, ob ich mit meinem Schicksal hadere und mich als hilfloses Opfer sehe, oder ob ich die Situation akzeptiere und mich auf ihre Lösung konzentriere.
Das gilt aber nicht nur für akute Krisen, sondern für die Lebensgeschichte insgesamt. Ein erster Schritt, diese annehmen zu können, ist die ehrliche Auseinandersetzung damit. Blicken Sie bewusst auf Ihr Leben und sagen Sie ja zu allem, was war, was ist und was kommen wird. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie dafür benötigen. Die Impulse im Kasten können dazu Denkanstöße geben. Das Annehmen der eigenen Lebensgeschichte ist ein lebenslanger Prozess, der dabei hilft, ein lebensbejahender und gelassener Mensch zu werden.
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