Gemüse statt „Känguru“

Liebe Leserin, lieber Leser,

jahrelang mußten sich die Anhänger einer gesundheitsbewußten Ernährung mit dem Image der „Körnerfresserei“ herumschlagen. Für gesunde Nahrung hatten beträchtliche Teile in der Bevölkerung nur Hohn und Spott übrig. Es kursierte der Spruch, es gäbe wohlschmeckende Nahrung und solche, die „gesund“ ist. Glücklicherweise sind wir hier weitestgehend aus dem Schneider. Spätestens seitdem die mediterrane Kost als gesunderhaltend wissenschaftlich anerkannt wurde, konnten die Anhänger einer gesunden Ernährung viel von ihrem Negativ-Image, verbissen und humorlos zu sein, abbauen.
Das Angebot an wohlschmeckenden und kreativ gestalteten Nahrungsmitteln aus dem Vollwertbereich hat sich drastisch erhöht – eine Folge der steigenden Nachfrage. Und ein Hinweis, daß es der Konsument sehr wohl in der Hand hat, durch sein Verhalten die Verbreitung gesundheitsfördernder Nahrungsmittel zu unterstützen und denaturierter Fertignahrung die rote Karte zu zeigen.
Bedauerlicherweise geschieht letzteres nicht nachhaltig genug. Besonders im Jugendbereich dominiert eine „Katastrophenkost“, die geprägt ist von Süßigkeiten, Pommes und Colagetränken. Aggressivität und Unkonzentriertheit sind eine mögliche Folge. Lehrkräfte können darüber Zeugnis ablegen.
Die Information über gesunde Ernährung und schädigende Nahrungsmittel sowie ihre Integration müßte daher zentraler Bestandteil der schulischen Ausbildung sein. Doch leider versteht es die Schule nach wie vor meisterhaft, sich in alles Mögliche zu vertiefen und dabei Wesentliches zu vergessen. Man lerne schließlich nicht für die Schule, sondern für sich selbst, wurde schon uns eingeredet. Das Gegenteil ist richtig. Selbstverständlich lernten wir und auch die heutige Generation nicht nur für uns, sondern oft genug für die abstrusen Ideen konfuser Bildungspolitiker, die uns jetzt vorschreiben wollen, „Känguruh“ fortan ohne „h“ zu schreiben. Statt Schwerpunkte auf Allgemeinbildung und praktisches Wissen zu legen, war und ist eine Verhedderung in Spitzfindigkeiten zu beobachten. Daß Politikern nichts Besseres einfällt, als jedem Schüler einen PC-Platz und kostenlosen Zugang zum Internet zu verschaffen, unterstreicht die bildungspolitische Phantasielosigkeit.
Nun müßte man meinen, der Vorschlag, Gesundheitserziehung in den bildungspolitischen Unterricht zu integrieren, renne offene Türen ein. Doch weit gefehlt. Man befürchtet ideologische Einflußnahme, mehr noch, es wird die Frage gestellt, wer denn bitte schön diese Gesundheitserziehung durchführen soll. Das Lehrpersonal sei schon mit den gegenwärtigen Plänen überfrachtet.
Um hier weiterzukommen, sind genau wie bei anderen gesundheitspolitischen Fragen, pragmatische und umsetzbare Lösungen gefragt. Der Erfolg, der von der stellvertretenden Bundesvorsitzenden des Deutschen Naturheilbundes geleiteten Aktionswoche „Gesundheitstips für Kids“ in einer baden-württembergischen Schule zeigt, wie es gehen könnte. Man kann nur hoffen, daß Gesundheitspolitiker, Lehrer, aber auch oft gleichgültige Eltern, die die Schuld für alles auf die Schule abschieben, endlich verstehen, daß ein nachhaltiges Umdenken erforderlich ist, um die mehr als bedenklichen Entwicklungen an unseren Schulen endlich umzukehren.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gutes Jahr 2001, der offizielle Beginn des neuen Jahrtausends.