Gesünder leben – es klingt so einfach

Liebe Leserin, lieber Leser,

unter der Überschrift „Wie gesund lebt Deutschland“ wurde Mitte August eine Studie veröffentlicht, die die Lebensgewohnheiten der Deutschen näher analysieren sollte. Einige der Erkenntnisse daraus sind banal, nämlich dass etliche Krankheiten durch die Lebensweise zu beeinflussen sind oder dass Frauen im Mittel gesünder leben als Männer.

Andere Ergebnisse erscheinen eher unwahrscheinlich: Demnach sollen Menschen mit Hauptschulabschluss weniger Alkohol trinken als Akademiker. Zudem leben sie angeblich im Schnitt gesünder, weil sie intensiver körperlich arbeiteten, obwohl sie mehr rauchen als Akademiker, die ihrerseits aber mehr Sport treiben. In Mecklenburg-Vorpommern soll es die höchste Zahl der „rundherum“ gesund lebenden Menschen geben. Mit Verlaub und ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, aber das glaube ich nicht so recht. Ich nehme mal an, hier haben Statistiker praxis­fremde und missverständliche Fragen zusammengeschustert und sind dann zu unlogischen Ergebnissen gekommen.
Die Quintessenz, die der Auftraggeber der Studie (eine pri­vate Krankenversicherung) fordert, ist sicher zu unterstützen: Die Gesundheitsförderung müsse gestärkt werden. Der Vorstandsvorsitzende forderte gar eine „nationale Gesundheitsstrategie“. Immerhin haben 86 Prozent der Bevölkerung gute Möglichkeiten, deutlich gesünder zu leben: Rauchen aufgeben, sich mehr bewegen, weniger Alkohol, sich gesünder ernähren, für Stressausgleich sorgen – das kommt uns bekannt vor.

Seit vielen Jahren bemühen sich zahlreiche Organisationen, etwa der Deutsche Naturheilbund (DNB) – ehrenamtlich – um die Vermittlung gesunder Lebens- und Heilweisen. Eine grundsätzliche Problematik dabei: Ansprechbar sind meistens Menschen, die schon über ein gewisses Gesundheitsbewusstsein verfügen. Gerade diejenigen, die es „nötig“ hätten, die bislang ungesund leben, nehmen die Angebote eher selten in Anspruch. Mit Zwang wird man dies kaum ändern können.

Einen Baustein, der sich langfris­tig auszahlen könnte, zeigt eine andere Untersuchung: Wer vier Stunden pro Tag oder mehr vor dem Fernseher verbringt, hat gegenüber Personen, die zwei Stunden oder weniger fernsehen, ein um 46 Prozent erhöhtes allgemeines Sterblichkeitsrisiko und ein sogar um 80 Prozent erhöhtes Risiko, an einem Infarkt zu versterben. Nicht die Art der Sendung oder die fehlende Bewegung während der Fernsehzeit sind schuld, sondern vor allem die Werbung. Gerade bei Kindersendungen zielt sie in beträchtlichem Umfang auf die Beeinflussung von Kindern ab. Und praktisch alle für Kinder beworbenen Nahrungsmittel sind ungesund.

Schon beim Nichtraucherschutz wirkte Deutschland wie ein Hund, der zum Jagen getragen werden musste. Politiker bewegte eher die Sorge um mögliche Umsatzrückgänge in Einraumkneipen als der Schutz von Nichtrauchern. Andere Länder sind konsequenter. Und das auch in Sachen Ernährung: Schweden, Großbritannien und Südkorea haben die Werbung für ungesunde Kindernahrungsmittel schlichtweg verboten. In Schweden ist sogar jegliche an Kinder gerichtete Werbung untersagt. Zugegeben, Verbote sind kein Allheilmittel, aber manchmal doch ein wichtiger Schritt auf dem richtigen Weg.

Mit besten Grüßen