Gesundheit ist Gewohnheit
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Bewusstsein

Gesundheit ist Gewohnheit

Holger Jungandreas, Sportwissenschaftler und Mentaltrainer

Wir sind das, was wir wiederholt tun. Wir sind aber auch das, was wir wiederholt denken, und gesundheitlich das, was wir unserem Körper und unserem Geist wiederholt antun.

Der Volksmund spricht von der Gewohnheit. Im gesundheitlich negativen Kontext sprechen wir schnell von der Sucht. Wenn wir es gewohnt sind, dreißig Zigaretten pro Tag zu rauchen und täglich drei Flaschen Wein zu trinken, belasten wir unseren Organismus dauerhaft mit schädlichen äußeren Einflüssen. Im Jahr wären es knapp elftausend Fluppen und nahezu eintausendeinhundert Flaschen Wein. Aus Gewohnheit schlecht. Gesundheit ist demnach auch das, was wir an gesundheitsfördernden Verhaltensweisen und Gewohnheiten, die im Laufe der Zeit positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden und den Organismus haben können, praktiziert haben. Gesunde Verhaltensweisen wiederholt praktizieren und daraus wiederum Gewohnheiten entwickeln, die zu einem festen Bestandteil unseres Lebens werden, konditioniert unseren Körper auf „gesund“. Diese Gewohnheiten können von regelmäßiger Bewegung und ausgewogener Ernährung bis hin zu genügend Schlaf und Stressbewältigungstechniken reichen. Wenn wir die Gewohnheiten kontinuierlich ausführen, werden sie zu einem natürlichen Ritual. Ein Ritual, das heißt eine Wiederholung mit dem immer gleichen Inhalt und der gleichen Intensität, immer am selben Ort und zur gleichen Zeit, wird so am leichtesten zu einer Gewohnheit und führt langfristig zu einer positiven Prägung. Ähnlich wie die Sucht ihre Zeit gebraucht hat, um zur Droge zu werden. Thomas Mann hat die Macht der Wiederholung so formuliert: „Die Gewohnheit ist ein Seil. Wir weben jeden Tag einen Faden, bis ein Tau entsteht, das wir nicht mehr zerreißen können.“

Ein Ritual befeuert die Geduld auf dem Weg zum Ziel. Gesundheitliche Verbesserungen erfordern Zeit und Geduld. Die Macht der Wiederholung zeigt sich darin, dass langfristig positive Effekte von gesundheitsfördernden Maßnahmen am besten durch konsequente Wiederholung erzielt werden können. Deutlich ist dies bei regelmäßiger körperlicher Aktivität erkennbar und spürbar. Im Laufe der Zeit verbessert sich die Herz-Kreislauf-Funktion, was sich wiederum in gesteigerter Energie und Gewichtskontrolle widerspiegelt. Im Rahmen therapeutischer Maßnahmen spricht man bei der Wiederholung von Compliance, von der Therapietreue. Hat man sich erst einmal an eine Therapie gewöhnt und spürt man Fortschritte, nimmt man wiederholt und regelmäßig notwendige Medikamente ein oder besucht konsequent Therapiesitzungen. Das trägt dann dazu bei, Krankheiten unter Kontrolle zu halten und das Erreichen von Gesundheitszielen zu fördern.

Insgesamt spornt die Erfahrung von Fortschritt und Erfolg mithilfe der wiederholten Bemühungen enorm an. Wenn wir also sehen, dass unsere Anstrengungen zu positiven Ergebnissen führen, sind wir eher geneigt, gesunde Gewohnheiten beizubehalten und neue anzunehmen. Die Wiederholung ist ein leistungsstarkes Werkzeug, um Gesundheit und Wohlbefinden positiv zu beeinflussen. Sie will nur gezielt und konsequent eingesetzt werden.

Durch permanente Wiederholungen werden die neuronalen Verknüpfungen im Gehirn fester und fester. Vergleichbar mit einem Muskel. Wenn der Muskel seine Kontraktion stetig wiederholt, spricht man von körperlichem Training und der Körper zeigt seine Anpassung in Form von Muskelzuwachs und einer Leistungssteigerung. Je mehr Wiederholungen das Hirn erlebt, desto tiefer prägen sich Erfahrungen als Reiz-Reaktion-Verknüpfung in unser Gehirn ein, desto breiter werden die Datenautobahnen und desto stärker werden die aktivierten synaptischen Verbindungen.

Zum Umprogrammieren unserer Festplatte gehört nicht allein das positive Denken, sondern die Häufigkeit, mit der man positiv und gesund denkt. Wir sind beim Erschaffen und Gestalten unseres Lebens und unserer Gesundheit weitaus mächtiger, als wir glauben. Unsere Worte, die wir wiederholt sprechen, und unsere Gedanken, die wir wiederholt denken, formen jeden Tag, jede Stunde und jede Sekunde unsere Realität.

Weiterführende Literatur
Jungandreas, Holger: Optimal optimistisch. Lebensfreude als Medizin, Göttingen, Businessvillage 2024

Autor
Holger Jungandreas, ist diplomierter Sportwissenschaftler und Mentaltrainer und hat sich auf das Thema „Positive Lebenseinstellung“ spezialisiert. Für den mehrfachen Buchautor, Coach und Keynote Speaker ist Pessimismus „heilbar“