Jürgen Klinsmann und die Reform des Gesundheitswesens

Liebe Leserin, lieber Leser, als Jürgen Klinsmann beim FC Bayern München entlassen wurde, kam mir spontan eine Idee: Hätte „so einer“ – im übertragenen Sinn – als deutscher Gesundheitsminister eine Chance? Stellen wir uns einmal vor: Er tritt vor die Presse und sagt, er werde jeden Stein umdrehen und das Gesundheitswesen jeden Tag ein bisschen besser machen. Bei seiner Einführungsrede doziert er in Anlehnung an John F. Kennedy: „Fragt nicht danach, was euer Gesundheitswesen für euch tut, fragt lieber danach, … weiterlesen

Müdigkeit und Burnout: Erkennen, was wirklich wichtig ist!

Liebe Leserin, lieber Leser, Müdigkeit und Erschöpfungssyndrome greifen in den letzten Jahren immer mehr um sich. Fließend ist der Übergang zum sogenannten Burnout-Syndrom: Die Betroffenen sind durch anhaltende Überforderung „ausgebrannt“. In Ärztezeitungen lese ich, dass 25 Prozent der Vertragsärzte von einem derartigen Syndrom betroffen sein sollen. Versuchen die Betroffenen am Anfang durch vermehrte Aktivität und unermüdlichen Einsatz die Erschöpfung zu kompensieren, folgt irgendwann der Zusammenbruch, und zwar körperlich, geistig und seelisch, bis letztendlich gar nichts mehr geht. Verzweiflung, Wut und … weiterlesen

Systemgastronomie auf dem Vormarsch

Liebe Leserin, lieber Leser, über viele Jahre hinweg wurden sie von Anhängern einer gesundheitsbewussten Lebensweise zu Recht gebrandmarkt: Schnellrestaurants – waren sie doch ein Synonym für zu fette, zu eiweißreiche, zu künstliche und unökologische Nahrung, von Esskultur ganz zu schweigen. Es setzte sogar eine Gegenbewegung ein: Slow Food. Sie soll beschreiben, dass für ein hochwertiges Essen hochwertige Lebensmittel, möglichst aus ökologischem Anbau, erforderlich sind und „schnell-schnell“ diesem Geist widerspricht. Und man konnte bemerken, dass auch Fast-Food-Ketten hier und da ansatzweise … weiterlesen

Schellackplatten lassen grüßen

Liebe Leserin, lieber Leser, zu Beginn eines jeden Jahres lesen wir in Gesundheitszeitschriften und Illus­trierten zum Teil euphorische Berichte über die heilende Wirkung des Fastens bei unterschiedlichen Erkrankungen und Beschwerden. Zudem sei Fasten ein Königsweg zu innerer und äußerer Schönheit. Zeitgleich erscheinen aber in diversen sich seriös nennenden Zeitschriften Expertenberichte, in denen vor dem Fasten gewarnt wird. Die Argumente sind stets die gleichen: Fasten sei eine gefährliche Mangel­ernährung mit immunschwächender Wirkung, die sich zudem für das Abnehmen nicht eigne, da … weiterlesen

Unfehlbare Experten

Liebe Leserin, lieber Leser, erinnern Sie sich noch? Anfang des 21. Jahrhunderts prognostizierten einige „Experten“: Im neuen Jahrtausend werde Gesundheit der ganz große „Megatrend“ werden. Momentan sieht es allerdings nicht so recht danach aus. Eher stellen „Krankheiten“ der unterschiedlichsten Art einen aktuellen Trend dar. Die globalen Hauptkrankheiten der letzten beiden Jahre lauten nach meiner Einschätzung „Klimahypochondrie“ und „Finanzmarkthypochondrie“. Das besonders Erstaunliche dabei ist: Je mehr Experten sich äußern, desto unsicherer sind die weiteren Trends. Aber ohne Spezialisten geht es eben … weiterlesen

Ein bisschen Dankbarkeit

Liebe Leserin, lieber Leser, ich lese im Deutschen Ärzteblatt: „60 Prozent der Ärzte sind selbst Opfer oder unmittelbare Zeugen von Gewalt durch Patienten oder deren Angehörigen geworden. Sie wurden verprügelt, Praxis­einrichtungen demoliert, in einigen Fällen sei es zu regelrechten Hinrichtungen gekommen. (…) Ärzte beklagen die ungebremst wachsende Arbeitsbelastung, zu wenig Freizeit und die Unterwerfung ärztlicher Pflichten unter ökonomische Zwänge. (…) Nur acht Prozent der Ärzte geben an, noch nie an ein Aufhören gedacht zu haben.“ Wir haben oft an dieser … weiterlesen

Manchmal kann man mehr leisten, als man denkt

Liebe Leserin, lieber Leser, regelmäßige Bewegung gilt als eine der wichtigsten gesunderhaltenden Maßnahmen. Klassischerweise werden darunter vor allem Ausdauersportarten wie Dauerlauf, Radfahren, Nordic Walking und eventuell Schwimmen verstanden. Längst hat das „Naturheilverfahren Bewegung“ auch in der Schulmedizin Einzug gehalten. Vor allem in der Rehabilitation ist es wichtiger Bestandteil der Therapie. Nun habe ich persönlich eine interessante Erfahrung gemacht: Auch Schnellkraft-Sportarten sind höchst attraktiv – für Körper, Geist und Seele gleichermaßen. Ein Patient animierte mich, doch das Sportabzeichen abzulegen. Wir sahen … weiterlesen

Arzneimittelkosten: Ab durch die Decke

Liebe Leserin, lieber Leser, 2007 stiegen die Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) um 6,7 Prozent, und auch im ersten Halbjahr 2008 gingen sie mit etwa 5,7 Prozent nach oben. Und dies trotz Rabatt­verträgen, Preissenkungen im ­Bereich der Generika (Nachahmerpräparate mit gleichem Wirkstoff) und diversen anderen Kostendämpfungsmaßnahmen. 1993 lagen die GKV-Ausgaben für Arzneimittel (umgerechnet) bei 14,2 Milliarden Euro, 2007 waren es 27,8 Milliarden – und Ende 2008 wird es unterm Strich deutlich mehr als das Doppelte von 1993 sein. Man stelle … weiterlesen

Risikomanagement oder: Selbstmord aus Angst vor dem Tod

Liebe Leserin, lieber Leser, schon seit Jahren finden sich in zahlreichen Ärztezeitungen medizinische Fachberichte erst im hinteren Teil. Statt dessen treten auffallend häufig neue Themen an die vordere Stelle: • Steuerberater warnen, dass jederzeit unangekündigt staatsanwaltschaftliche Durchsuchungen in einer Praxis wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung drohen können, nach dem Motto „weder Tag noch Stunde“. Deswegen solle sich jeder Arzt die Notrufnummer eines Fachanwalts für Steuerrecht bereitlegen. • Rechtsanwälte mahnen, der Arzt laufe ständig Gefahr, sich sowohl zivilrechtlich als auch strafrechtlich … weiterlesen

Unplausible Wissenschaftler

Liebe Leserin, lieber Leser, es ist begrüßenswert, dass vieles heutzutage kritisch hinterfragt und anhand von Untersuchungen be- oder widerlegt wird. Allerdings stößt man dabei oft auf unlogische Ergebnisse und sollte sich davor hüten, jedes als wissenschaftlich verbrämte Denkmodell von vornherein unkritisch zu übernehmen. Beispiel 1: Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern wollen herausgefunden haben, dass der weltweite Transport von Früchten keineswegs unökologisch, sondern viel ökologischer als der regionale Konsum sei. Ganz einfach deshalb, weil die gigantischen Transportkapazitäten moderner Frachtschiffe den Energieaufwand pro … weiterlesen

… denn sie wissen nicht, was sie tun!

Liebe Leserin, lieber Leser, die gesetzliche Krankenversicherung soll ab 2009 im Rahmen eines sogenannten Gesundheitsfonds organisiert werden: Sämtliche Beiträge von Arbeitnehmern und Arbeitgebern sowie Steuermitteln fließen in einen großen Topf. Der Fonds verteilt die Beiträge auf alle Kassenarten. Fortan gibt es nur noch ­einen einheitlichen Beitragssatz, den quasi „der Staat“ festlegt. Man munkelt, dass dieser Beitragssatz auf jeden Fall deutlich über 15 Prozent liegen wird. Für Mitglieder, beispielsweise einer ­Direktkrankenkasse, die derzeit noch Beiträge um die 12 Prozent erheben, ­bedeutet … weiterlesen

Wenn das Lehrbuch nicht mehr weiterhilft

Liebe Leserin, lieber Leser, in den letzten Jahren beobachten wir mit Erstaunen, dass viele Krankheitsbilder nur noch zum Teil mit der im Lehrbuch beschriebenen typischen Symptomatik einhergehen. So können Schilddrüsenerkrankungen sowohl bei Über-, als auch Unterfunktion Ursache für Depressionen sein. Manche Menschen sind innerlich unruhig und eher schlank – trotz Neigung zur Unterfunktion. Andere wiederum wirken abgekämpft, müde und antriebsschwach – bei Überfunktion. Im Lehrbuch steht es genau umgekehrt! Erkältungskrankheiten äußern sich immer weniger als „Allgemeininfekte“ mit tageweise hohem Fieber, … weiterlesen

Was heißt hier „gerecht“?

Liebe Leserin, lieber Leser, folgende Anekdote wird kolportiert: In Mallorca spazieren ein deutscher und ein englischer Rentner. Woran kann man erkennen, wer wer ist? Während der Deutsche rüstig und zügig des Weges geht, hinkt der Engländer an einem Gehstock. Begründung: Der Deutsche hat eine künstliche Hüfte, der Engländer nicht, weil das englische Gesundheitssystem solche Leistungen, wenn überhaupt, ab einem gewissen Alter nicht mehr anbietet. Nun zeigte jüngst eine Umfrage in verschiedenen Ländern, dass nur 34 Prozent der Deutschen das eigene … weiterlesen

Ein Organ ­wird entdeckt

Liebe Leserin, lieber Leser, wenn man mich fragt, welche Fortschritte es in der Medizin der letzten Jahrzehnte gegeben hat, denke ich in erster Linie an technische Neuentwicklungen in der Diagnostik, etwa das MRT alias „Kernspin“: ein schmerzfreier Blick ins Innere – ohne Röntgenbestrahlung. Ein Organ war trotzdem bislang eine  „Black Box“, bei der man sich mit der Diagnostik äußerst schwer tat: der Dünndarm. Dementsprechend selten wurden  Krankheitsbilder und Störungen des Dünndarms erkannt bzw. den Dünndarm betreffende Diagnosen gestellt. Und dies, … weiterlesen

Schafft den Beipackzettel ab!

Liebe Leserin, lieber Leser, das Lesen von Beipackzetteln ist nicht nur für die Patienten häufig ein Graus, sondern auch für uns Ärzte immer öfter Anlass für gereizte Stimmung. Das geht schon los bei der Druckqualität: oft winzig klein, eine Lupe ist mitunter noch zu wenig, ein Mikroskop müsste in manchen Fällen her. Man sucht zunächst einmal die empfohlene Dosierung: blättert, wendet, dreht den Zettel, um irgendwo an unübersichtlicher Stelle einen Hinweis zu finden. Warum stehen die Dosierungen nicht außen gut … weiterlesen

Sichere Häfen gesucht

Liebe Leserin, lieber Leser, Ende Januar 2008 fallen mir an einem Tag in der Zeitung folgende Schlagzeilen ins Auge: „Höllenfahrt an den Börsen – Anleger suchen sichere Häfen“. „Macht Olivenöl Arteriosklerose?“ „Das Grauen in den bunten Pillen.“ Das Chaos im großen Casino der Welt – den Börsen – ruft überall Experten auf den Plan, wie man denn nun sein Geld sicher anlegen solle, wenn selbst Staatsanleihen angesichts der exorbitanten Verschuldung nicht mehr so sicher sind. Plötzlich ist Gold wieder „in“ … weiterlesen

Über die reine Lehre (oder Leere) der Wissenschaftstheorie

Liebe Leserin, lieber Leser, erinnern Sie sich noch an die Aufregung um eine gewisse ZDF-Wissenschaftssendung im Herbst 2007? Darin war sehr negativ über Naturheilkunde im allgemeinen und Homöopathie im besonderen berichtet worden. Da müsse man doch – wie etliche Bekannte meinten – endlich etwas tun und Gegendarstellungen etc. erwirken. Seit Jahrzehnten immer dasselbe: Wissenschaftstheoretiker behaupten, nur exakt geprüfte Methoden hätten eine Daseinsberechtigung, und da sei nun einmal der randomisierte Doppelblindversuch – weder Arzt noch Patient wissen, ob ein echtes Medikament … weiterlesen

28.000 Diäten und kein Ende

Liebe Leserin, lieber Leser, man glaubt es kaum: Irgend jemand muss sich die Mühe gemacht haben, die Zahl der Diäten zu zählen, die seit dem zweiten Weltkrieg veröffentlicht wurden. Es soll sich um rund 28.000 handeln. Den Schwerpunkt bilden Diäten zur Gewichtsabnahme. Die Ernährungswissenschaft empfahl ursprünglich strikte Kalorienreduzierung. Dann hieß es: „Fett einschränken“. Später wurden die Kohlenhydrate als Übeltäter entdeckt. Neuerdings geht die Diskussion wieder von vorne los … Mich hat noch keine Ernährungsform in Sachen Abnehmen restlos überzeugt. Sicher … weiterlesen

Wärmedämmung macht doppelt Sinn

Liebe Leserin, lieber Leser, während noch vor einem halben Jahr der „mainstream“ der Klimaforscher ausschließlich von Erderwärmung sprach, erscheint das Meinungsspektrum inzwischen viel differenzierter. So vertritt der französische Klimaforscher Marcel Leroux die Auffassung, es werde kälter, nicht wärmer. Gleichzeitig wirft er den Anhängern der Erderwärmungstheorie naive Gläubigkeit gegenüber Computerberechnungen vor, unter Außerachtlassung historischer Klimazyklen. Ich hoffe, der Mann irrt sich, denn eine Abkühlung wäre weit schlimmer als eine moderate Erwärmung – darüber sind sich immer mehr Experten einig. So oder … weiterlesen

Bewegung statt Rabattverträge

Liebe Leserin, lieber Leser, seit geraumer Zeit gibt es ein neues Schlagwort in unserer Gesundheitslandschaft: „Rabattverträge“. Diese Vereinbarungen von Krankenkassen mit Arzneimittelherstellern ermöglichen die zuzahlungsfreie Abgabe bestimmter Arzneimittel. Auf den ersten Blick bieten diese Verträge Vorteile. Wenn das gleiche Arzneimittel von mehreren Herstellern angeboten wird, warum soll nicht das preiswerteste verordnet werden? Die Praxis zeigt aber: Auch bei chemisch identischen Inhaltsstoffen kann es bei unterschiedlichen Präparaten durchaus Unterschiede in Art und Schnelligkeit der Wirkstoff-Freisetzung geben. Ebenso im subjektiven Empfinden des … weiterlesen

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