„Seit einigen Jahren liegt bei mir (63 Jahre, männlich) ein essenzieller Bluthochdruck vor. Ich versuchte ihn mit homöopathischen Komplexmitteln zu senken, jedoch erfolglos. In Absprache mit meinem Hausarzt begann ich vor sieben Monaten eine schulmedizinische Behandlung mit zwei verschiedenen Blutdrucksenkern. Mit einigen Ausrutschern hat sich mein erhöhter Blutdruck unter dieser Medikation stabilisiert. Zur Herzstärkung nehme ich täglich 450 mg eines Weißdornpräparates. Außerdem liegt bei mir eine Hashimoto-Thyreoiditis vor, eine durch eine Autoimmunerkrankung entzündete Schilddrüse mit Unterfunktion, weshalb ich auch regelmäßig das Schilddrüsenhormon L-Thyroxin 75 einnehmen muss. Schließlich möchte ich noch meinen erhöhten Harndrang erwähnen, der mich stündlich auf die Toilette führt, obwohl meine Trinkmenge eher bescheiden ist. Ich frage mich, ob hier ein Störfaktor der Niere vorliegt. Können Sie mir zu einer ergänzenden Behandlung mit Pflanzenpräparaten raten?“
Um Ihren Blutdruck noch besser zu stabilisieren, könnten Sie
zu den schulmedizinischen Präparaten naturheilkundliche Mittel hinzunehmen wie etwa Antihypertonikum®Schuck oder Rauwolfia (D4) als Einzelmittelhomöopathikum. Das bewährte Präparat Homviotensin® gibt es in Deutschland nur noch als Tropfen, die Tabletten sind lediglich in Österreich zugelassen.
Ich denke auch an eine Zusatzbehandlung mit homöopathisch-pflanzlichen Komplexmitteln zur Stabilisierung des vegetativen Nervensystems, das bei den meisten Patienten mit erhöhtem Blutdruck eine gewisse Rolle spielt. In Frage kommen Präparate wie Dysto-loges®, Neurapas balance® oder Kava Hevert Entspannungstropfen® für den Fall, dass ein Bedarf nach einem „dickeren Fell“ besteht.
Weißdorn reguliert den Blutdruck
Sie nehmen derzeit Weißdorn ein. Das ist sehr empfehlenswert, denn Weißdorn entfaltet auf den Blutdruck eine regulierende Wirkung. Hier könnten Sie die Dosis aus meiner Sicht verdoppeln, da man heutzutage meist eine Wirkstoffmenge von 900 Milligramm empfiehlt (z. B. 2-mal 1 Tablette Bomacorin® 450 mg). Nach etwa sechs bis acht Wochen sollte dann eine Bestandsaufnahme erfolgen, um festzustellen, ob die zusätzlichen Weißdorngaben „etwas gebracht“ haben.
Alternativ könnten Sie auch ein homöopathisiertes Weißdornpräparat einnehmen wie Cralonin®. Die Herstellerfirma hat dieses Mittel vor einigen Jahren gegen 5 mg des ACE-Hemmers Ramipril testen lassen und kam nach zweimonatiger Therapiedauer zu vergleichbaren blutdrucksenkenden Effekten. Allerdings betrug bei dieser Studie die Cralonin®-Dosis täglich 3-mal 20 Tropfen anstatt der sonst üblichen 3-mal 10 Tropfen. Trotz dieses positiven Ergebnisses bekam das Mittel offenbar keine Zulassung für die Indikation „Bluthochdruck“, sondern nur für die Herz-Kreislauf-Unterstützung. Ich persönlich setze Cralonin gern und häufig bei verschiedenen Herzbeschwerden wie Herzstolpern, latente Herzinsuffizienz, Herzunruhe und schwankendem Bluthochdruck ein.
Bei Hashimoto kein Jod, dafür Selen
Wegen Ihrer Hashimoto-Erkrankung sollte man das Thyreotropin (TSH-Wert) überprüfen, das von der Hirnanhangsdrüse aus die Schilddrüse steuert und idealerweise zwischen 0,4 und 1,3 µU/ml liegt. Danach sollte sich die L-Thyroxin-Gabe richten. Jodid ist bei Hashimoto zu meiden, stattdessen ist die Einnahme von Selen sinnvoll. Wie hoch die Immunaktivität ist, lässt sich über die Höhe der TPO-Antikörper ermessen.
Es ist denkbar, dass der erhöhte Harndrang in Wechselwirkung mit dem Blutdruck steht. Man spricht auch von einem Minutenvolumenhochdruck, wenn durch einen erhöhten Herzschlag das Minutenvolumen des durchgepumpten Blutes stark ansteigt. In diesem Fall wären alle Blutdruckmittel sinnvoll, die diesem Minutenvolumenhochdruck entgegenwirken, also schulmedizinische Betablocker wie Bisoprolol sowie pflanzentherapeutisch der Weißdorn, welcher ebenfalls milde Betablockereffekte entfaltet, sowie Rauwolfia mit ihrer zentralnervös-vegetativ beruhigenden Wirkung.
Für seltene Ursachen: Nierenwerte testen
Falls bei Ihnen eventuelle Störungen im Hormongefüge der Niere noch nicht überprüft wurden, wären neben der Bestimmung von Vitamin D auch das Renin, Aldosteron (Ausschluss des Conn-Syndroms) und gegebenenfalls die freien Catecholamine (Ausschluss eines Phäochromocytoms) zu überprüfen, um diese eher seltenen Ursachen eines Hochdrucks auszuschließen.
Es ist nicht einfach, einen erhöhten Blutdruck stabil in den Griff zu bekommen. Die Erfahrung lehrt, dass man therapeutisch immer wieder nachbessern muss, um schließlich einen individuell gangbaren Weg zu finden. Die klassisch-naturheilkundlichen Behandlungen mit Bewegung und Entspannung haben Sie sicherlich schon in Ihre Hochdrucktherapie miteinbezogen. Bedauerlicherweise reichen sie aber in vielen Fällen heutzutage alleine nicht aus.