Liebe Leserin, lieber Leser,
ich würde gern über einen substantiellen Durchbruch in der Krebsfrage berichten. Leider hat er sich bislang nicht eingestellt. Eine sehr ernüchternde Erkenntnis, wenn man sich an die Euphorie Anfang der 80er Jahre erinnert. Diverse Experten verkündeten seinerzeit, daß ein möglicherweise entscheidender Durchbruch auf dem Weg zur Heilung kurz bevorstünde. Wahrsagerinnen verrieten im Fernsehen und in der Zeitung, daß wohl 1983 das Krebsheilmittel schlechthin gefunden würde. Wir alle wissen, daß es nicht so kam, vermutlich weil die Ursachen der Entstehung zu komplex sind. Fortschritte kommen seitdem eher in Tippelschritten daher.
Die etablierte Krebsforschung bewegt sich wie eine zähe Lavamasse den Berghang hinunter, ohne nennenswerte Richtungskorrektur. Man diskutiert weiter über alle möglichen Chemotherapiekombinationen. Vor allem bei Krebserkrankungen der Verdauungsorgane sind keine wirklichen Fortschritte erkennbar.
Die Naturheilkunde vermag nach wie vor keine Heilung fortgeschrittener Krebserkrankungen zu erzielen, kann aber wertvoll unterstützend eingreifen. Neuere Studien zeigen, daß beispielsweise die Mistel nicht nur die Befindlichkeit des Patienten verbessert und mögliche Schmerzen vermindert, sondern daß auch ein lebensverlängernder Effekt eintritt – was bislang bestritten wurde.
Bei nach ganzheitlichen Kriterien behandelten Krebspatienten kann man feststellen, daß ihr Allgemeinbefinden über lange Zeit außerordentlich gut ist, so daß andere Personen oft nicht glauben können, wie krank der Betroffene in Wirklichkeit ist. Im Sinne der Qualitätssicherung sollte daher die biologisch erweiterte Krebsmedizin Standard sein. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Nach wie vor lehnt die klinische Medizin sie ab. Das liegt auch an der fehlenden Ausbildung der Klinikärzte in Sachen biologisch erweiterter Krebsmedizin.
Über eine äußerst bemerkenswerte Beobachtung berichtete vor einiger Zeit ein Kollege aus Bad Mergentheim, selbst Leiter einer biologisch ausgerichteten Krebsklinik. „Fragen Sie einmal Ihre Krebspatienten, wieviel Zeit sie für sich selbst hatten.“ Gemeint ist nicht die bloße Freizeit oder Zeit für die Familie, sondern die Zeit, die der Betroffene ganz für sich allein hat, in der er ausschließlich mit seinen Gedanken und geheimen Wünschen allein ist. Zeit zum Nachdenken, Zeit zur Muße. „Sie werden erfahren“, so der Kollege, „daß die meisten Krebspatienten nie Zeit für sich selbst hatten, sondern immer für andere da waren beziehungsweise derart eingespannt waren, daß für eigene Gedanken nichts mehr übrig blieb.“
Auch wenn von Wissenschaftlern nach wie vor bestritten wird, daß psychische Einflüsse einen maßgeblichen Faktor der Krebsentstehung darstellen, erscheint mir allein aus Gründen der Logik die oben geschilderte Beobachtung ein ganz zentraler Punkt zu sein. Seitdem mir dies klar ist, kann ich selbst dem Stau auf der Autobahn Positives abgewinnen. Zwar muß man auch dort konzentriert sein, aber man hat die Möglichkeit, mit seinen Gedanken allein zu sein – ohne Telefon, ohne endlose Faxrollen. Eine halbe Stunde Zeit, am besten jeden Tag und in der Natur ganz für sich allein: Das ist ein Stück Ordnungstherapie und womöglich sogar ein bislang völlig unterschätzter Beitrag zur Krebsvorbeugung.