Mal wieder Rücken …

Mal wieder Rücken …

Liebe Leserin, lieber Leser,
sage und schreibe 51 Millionen Menschen haben in Deutschland pro Jahr mit Rückenschmerzen zu tun. Der Einsatz bildgebender Verfahren – obwohl laut Leitlinie beim unkomplizierten Rückenschmerz nicht unbedingt indiziert – stieg in den letzten Jahren ebenso rasant an wie die Zahl der Rückenoperationen. Fast 12 Millionen MRT (Magnet­resonanztomografien) werden mittlerweile jährlich wegen Rückenschmerzen durchgeführt. Die Häufigkeit von Rückenoperationen ist innerhalb von zehn Jahren – je nach Operationsmethode – um bis zu 200 Prozent gestiegen, obgleich die langfristigen Resultate oft alles andere als überzeugend sind. Fachleute sehen diese Entwicklungen sehr kritisch. Deshalb wurden im Zeitraum von 2010 bis 2022 fast 10.000 Fälle von Patienten untersucht, die, nachdem zu einer Operation geraten wurde, eine Zweitmeinung bei einem interdisziplinären Team einholten: In knapp 95 Prozent der Fälle wurde dort von einer OP abgeraten, und stattdessen die konservative Regelversorgung oder eine erweiterte multimodale (auf mehreren Säulen beruhende) Schmerzbehandlung empfohlen! Zwölf Monate später hatten sich nur 14 Prozent der Patienten trotzdem einer OP unterzogen. Der Verdacht, es werde zu viel operiert, hat sich damit erhärtet. Gründe für diese Sachlage sind (der Studie zufolge) zu geringes Wissen und der Wunsch nach schnellen Lösungen auf Seiten der Patienten sowie monetäre Interessen auf Seiten der Leistungserbringer. Da wird dann die Indikation zur Operation eher großzügig gestellt …

Die Experten der Studie empfehlen, die Ängste von Patienten ernst zunehmen und sie unter fachkundiger Anleitung zu aktivem Training zu motivieren. Auch biopsychosoziale Aspekte kämen beim Rückenschmerzpatienten oft viel zu kurz. Und: Bei Empfehlung zu einer Rückenoperation sollte immer eine Zweitmeinung eingeholt werden. Ich möchte hinzufügen: Operationsindikationen sind Lähmungen oder gestörte Blasen-/Darmentleerung. Schmerz ist in den meisten Fällen keine Indikation, jedenfalls nicht als Erstbehandlung. Schmerzhaft ist meist nicht die Bandscheibe, „die auf einen Nerv drückt“, sondern ein reflektorischer Muskelhartspann. Helfen können neben manueller Therapie oft Osteopathie, Craniosakraltherapie und das Dorn-/Breuß-Verfahren. Muskelentlastung und -entspannung sind wichtig. Dabei kann auch Magnesium unterstützen. Starke Schmerzmittel sind in der Anfangsphase des akuten Rückenschmerzes meist notwendig, als Dauertherapie jedoch weniger geeignet.

Aus naturheilkundlicher Sicht kennen wir zudem folgende Ansätze: Schmerz ist ein Zeichen für Übersäuerung und ein „Schrei nach fließender Energie“. Gemüselastige Basenkost und Akupunktmassage nach Penzel (APM) oder Akupunktur können folglich weiterhelfen. Wer dann noch mögliche reflexzonale Beziehungen der Schmerzzone zu inneren Organen und die oft starke psychische Komponente des Phänomens Schmerz mit einbezieht, wird in den meisten Fällen zu guten und langfristigen Lösungen kommen. Wir wissen heute viel über die Multikausalität des Rückenschmerzes. Die übliche Behandlung ist (dagegen) oft eindimensional.

Dr. med. Rainer Matejka