Liebe Leserin, lieber Leser,
regelmäßige Bewegung gilt als eine der wichtigsten gesunderhaltenden Maßnahmen. Klassischerweise werden darunter vor allem Ausdauersportarten wie Dauerlauf, Radfahren, Nordic Walking und eventuell Schwimmen verstanden. Längst hat das „Naturheilverfahren Bewegung“ auch in der Schulmedizin Einzug gehalten. Vor allem in der Rehabilitation ist es wichtiger Bestandteil der Therapie.
Nun habe ich persönlich eine interessante Erfahrung gemacht: Auch Schnellkraft-Sportarten sind höchst attraktiv – für Körper, Geist und Seele gleichermaßen. Ein Patient animierte mich, doch das Sportabzeichen abzulegen. Wir sahen gemeinsam die Leistungsanforderungen für meine Altersgruppe durch. Disziplinen wie Langlauf – relativ lax, aber Sprint und Weitsprung – nun, ganz schön happig. Und so zeigte es sich dann auch in der Realität.
Die geforderte Zeit im 3000 Meterlauf war relativ „locker“ zu erreichen, sogar mit beträchtlichem Zeitpolster. Dann der Sprint: Mehrere Trainingsanläufe zeigten – zu langsam, das gibt’s doch gar nicht. Irgendetwas musste mit der Stoppuhr nicht stimmen. Außerdem wäre die geforderte Zeit sicher leicht zu schaffen gewesen mit vernünftigen Startblöcken, Tartanbelag und Spikes.
Eine Woche später. Ich gebe zu, ich fühle mich reichlich schlapp, raffe mich aber trotzdem auf. Zunächst steht Kugelstoßen auf dem Programm. Schön liegt sie in der Hand, die 6,25 kg Kugel, und es klappt auf der Stelle, die geforderte Weite zu übertreffen. Ich probiere es trotzdem noch ein paar Mal mehr, weil es so viel Spaß macht, das Gewicht zu stoßen. Dann erneut der Sprint. Dieses Mal – die Olympiakämpfer vor Augen – bemühe ich mich um kurze Stakkatoschritte nach dem Start, am Anfang in gebückter Haltung laufen, möglichst kraftvoller Armeinsatz, dann große Schritte und schließlich durchs Ziel nicken. Geschafft! Die geforderte Zeit ist deutlich unterboten. Verdutzte Umstehende frage ich nach einer Jamaikafahne, wegen der Ehrenrunde … Nur mit dem Weitsprung will es zunächst nicht hinhauen. Ständig Probleme mit dem Anlauf, zu kurz, zu langsam, falsch abgekommen. Da fehlt noch viel.
Nochmals eine Woche später. Ich vergrößere den Anlauf. Jetzt einen Bob-Beamon-Sprung „raushauen“, denke ich – na ja, knapp halb soweit wie er bei seinem legendären 8,90-m-Sprung in Mexiko 1968 würde auch reichen. Und tatsächlich, mit verlängertem Anlauf klappt es schon beim ersten Mal, beim zweiten Sprung nochmals, der dritte geht sogar noch weiter. Und in den Stunden und Tagen danach? Ein angenehmes Wohlgefühl, kein Muskelkater. Nach drei bis vier Tagen spüre ich allerdings ganz schön „die Leisten“.
Was ich damit sagen will: Ausdauersport hat seine Berechtigung. Aber auch Schnellkraft-Sportarten machen bei allmählich fortschreitendem Alter erstaunlich viel Spaß, und man kann mitunter mehr leisten, als man denkt. Ganz wichtig dabei: Dehnübungen machen und gut aufwärmen. Probieren Sie es einfach einmal aus! Ich möchte jetzt jedes Jahr das Sportabzeichen ablegen.
Mit besten Grüßen