„Seit über dreißig Jahren leide ich an einer Pollen-, Schimmelpilz- und Hausstauballergie. Im Frühjahr äußert sich dies wie bei einer schweren Grippe. Mit Augentropfen, Nasenspray und Antihistaminikum suche ich Linderung, jedoch mit wenig Erfolg. Vor lauter Verzweiflung ließ ich mir neulich eine Infusion mit Kortison geben. Meine Ärztin rät mir zur Hyposensibilisierung im Herbst. Was halten Sie davon?“
Bei Ihrer massiven Allergie ist das Gefühl einer Grippeerkrankung typisch. Ich kann Ihnen leider zunächst nur wenig Hoffnung auf eine völlige Beschwerdefreiheit machen, doch sehe ich Möglichkeiten, die Symptome spürbar zu lindern.
Aus meiner Sicht nehmen Sie zu viele Medikamente ein. Diese widersprechen sich teilweise in ihrer Wirkung und können in ihrem Zusammenwirken müde machen. Sie sollten sich auf wenige Präparate beschränken. Eine Infusion mit Kortison ist problematisch, denn sie bringt zwar zunächst schnelle Linderung, doch langfristig verstärkt Kortison die Probleme und letztlich die Allergie.
Die Ihnen nahe gelegte Hyposensibilisierung ist in Ihrem Fall aus meiner Sicht ungeeignet. Da – wie bei Ihnen – viele Allergien gleichzeitig vorliegen, besteht erfahrungsgemäß wenig Aussicht auf Besserung.
Deshalb möchte ich Sie zu einer Eigenbluttherapie nach Imhäuser ermutigen. Das ist eine unspezifische Reizkörpertherapie. Bei dieser Sichtweise wird nicht das Allergen als Ursache der Erkrankung gesehen, sondern die persönliche Toleranzschwelle gegenüber dem Allergen. Mit einer solchen Eigenbluttherapie wird diese Toleranzschwelle trainiert und hochgesetzt.
Dafür werden aus dem Blut des Kranken sogenannte Nosoden hergestellt, das sind Arzneimittel aus krankhaften Körpermaterialien, in diesem Fall aus dem belasteten Blut. Das Blut zur Herstellung einer Nosode entnimmt man in der Zeit der höchsten Allergen- und Pollenbelastung. Ein Tropfen dieses Blutes wird nach dem homöopathischen Prinzip des Potenzierens in einer bestimmten Potenzreihe verdünnt und damit zu einem individuell angefertigten Medikament aufbereitet. Rechtzeitig vor der Heuschnupfenzeit, etwa ab Dezember, sollten Sie mit der Einnahme des Medikamentes beginnen.
So lange Sie noch so extrem allergisch reagieren, rate ich Ihnen, einer starken Pollenbelastung aus dem Wege zu gehen. Bei schönem Frühlingswetter sollten Sie in der Wohnung bleiben, abends die Haare waschen und die Kleidung nicht im Schlafzimmer ablegen, auf keinen Fall mit dem Rad unterwegs sein oder selbst den Rasen mähen.
Essen Sie möglichst keine Äpfel und Haselnüsse, da es hier oft zu einer Kreuzallergie mit den Birkenpollen kommt. Dahinter stecken keine neuen Allergien, sondern es sind Auswirkungen einer bereits vorhandenen Pollenallergie. Man nennt sie pollenassoziierte Nahrungsmittel-Allergien. Bei einer Allergie auf Gräser- und Getreidepollen reagiert der Körper häufig auch allergisch auf Tomaten, Erdnüsse und Hülsenfrüchte.
Grundsätzlich sollten Sie wenig Fleisch essen, da tierisches Eiweiß den Körper belastet und allergische Reaktionen anheizt. Überhaupt ist es empfehlenswert, weniger und dann basische Kost zu essen. Dadurch lässt sich die Heuschnupfenzeit besser überstehen, denn ein übersäuerter Körper begünstigt Allergien.
Gegen Ihre Kopfschmerzen und Nasennebenhöhlenentzündungen bitte keinesfalls ein Antibiotikum einnehmen, da dies die gesunde Darmflora schädigt und damit das Immunsystem schwächt und in der Folge wiederum die allergischen Reaktionen verstärkt – also einen Teufelskreis in Gang setzt.
Die Hausstaub- und Schimmelpilzallergie lässt sich übrigens sehr gut homöopathisch behandeln. Ich empfehle Ihnen Injektionen mit Acidum formicidum D200 (Ameisensäure), am besten jährlich ab Mitte Dezember, drei Spritzen jeweils im Abstand von zwei Wochen.
Falls Sie unter Frühblüher-Asthma leiden, welches während der Birkenblüte auftritt, empfehle ich Jodum D12, stündlich fünf Kügelchen während der Blütezeit. Wenn Sie gegen Gräser allergisch reagieren, kann Galphimia glauca D4 (der mexikanische Kleine Goldregen) lästigen Juckreiz, Kribbeln, Niesanfälle, Tränenfluss und Augenbrennen abschwächen. Während der Gräserblüte stündlich davon fünf Globuli nehmen oder zur Vorbeugung schon sechs Wochen vor „Ihrer Pollensaison“ mit der Einnahme von Galphimia glauca D12 beginnen, dreimal täglich fünf Globuli.
Erträglicher können Sie sich die Heuschnupfenzeit gestalten, wenn Sie während des Pollenfluges in eine Region reisen, in der die Blüte nicht stattfindet, wie etwa Spanien oder die Türkei. In der Türkei gibt es übrigens weder Birken noch belastende Gräser, so könnten Sie dort Ihre jährliche „Grippezeit“ relativ beschwerdefrei durchstehen.