Liebe Leserin, lieber Leser,
die Chronobiologie bzw. die Lehre von den zirkadianen Rhythmen beschreibt die sich über den Tagesverlauf von 24 Stunden einander abwechselnden Funktionen und Aktivitäten im Organismus.
Am frühen Morgen arbeitet besonders die Verdauung, gegen Abend dann die Niere, nachts vor allem die Leber, um nur drei Beispiele zu nennen. Herzinfarkte treten oft am Ende der Nacht oder am frühen Abend auf, selten um 12 Uhr mittags. Gallenkoliken gibt es typischerweise um Mitternacht, Asthmaanfälle ereignen sich eher gegen 3 Uhr morgens.
Gleichwohl fließen diese Erkenntnisse immer noch zu wenig in die praktische Medizin ein, hält man bei Medikamentendosierung meist an der „altbabylonischen 3×1-Dosierung“ fest, wie es der Medizinsoziologe Paul Lüth einst formulierte.
Dabei könnte womöglich ein Herzmittel zur Nacht verabreicht effektiver schützen als morgens. Wer morgens hohen Blutdruck hat, sollte womöglich ebenfalls eher zur Nacht den Druck senken, um morgens „niedriger anzukommen“ statt am Morgen dem hohen Druck hinterherzulaufen.
Die traditionelle indische Gesundheitslehre des Ayurveda, des ältesten Medizinsystems der Welt, liefert ein interessantes Beispiel für chronobiologisches Denken über die Jahreszeiten hinweg.
Der Ayurveda teilt den Winter in zwei Phasen: Bis zum Jahreswechsel haben wir es mit einer Art Frühwinter zu tun, in dem der Stoffwechsel hohe Leistung erbringt. In dieser Zeit ist der Stoffwechsel stark und die Verdauungsleistung gut. Wird während dieser Phase zu wenig Energie zugeführt, verliert der Körper Gewicht. Ab Januar ändert sich die Situation: Der Körper ist bereits in Richtung Frühjahr auf „Aufbau“ programmiert, hält Dinge eher fest, sodass Versuche Gewicht abzunehmen im Frühjahr weniger erfolgreich sind. Im Herbst wäre es womöglich einfacher …
In den letzten Jahren gab es auch reichlich neue Erkenntnisse über das Heilfasten. Sprachen wir früher von „Entgiften“, so wissen wir heute, dass durch Fasten die Autophagie der Körperzellen angeregt wird. Hier handelt es sich um einen genetisch gesteuerten Selbstreinigungs- und Selbstreparaturprozess. Sein wichtigster Mechanismus ist die Umstellung der Energiegewinnung von Kohlenhydrat- auf Fettsäureverbrennung.
Die beim Fasten entstehenden Ketonkörper, früher als eine Art billiger Ersatzbrennstoff angesehen, regen offenbar noch weitere gesundheitsfördernde Prozesse im Organismus an.
Dachte man lange Zeit, Fasten habe überhaupt erst ab sieben Tagen relevante Effekte, zeigen Studien zum Intervallfasten, dass die erwünschte Umstellung auf Fettsäureverbrennung (Ketose) bereits dann eintritt, wenn die Nahrungsaufnahme auf ein 8-Stunden-Intervall zusammengedrängt wird und der Körper daraufhin in eine 16-stündige Fastenphase eintaucht.
Wie auch immer: Wer schon etliche wenig erfolgreiche Abnehmversuche hinter sich hat, sollte vielleicht gerade jetzt „im frühen Winter“ das Abnehmen noch einmal angehen. Zum Beispiel mit Intervallfasten nach der 16:8-Methode, durch zwei Entlastungstage pro Woche, die als Gemüsetage mit 500 kcal gestaltet werden könnten, oder einfach mit „Low-Carb“-Ernährung bzw. Trennkost am Abend, da sich die Hinweise häufen, dass es beim Abnehmwilligen besonders auf die Zusammensetzung der Abendmahlzeit ankommt.
In diesem Sinne eine gute Vorweihnachtszeit – trotz aller äußeren Umstände!