Seit langem kann ich keinen Orgasmus mehr erleben. An meinem Freund liegt es nicht, es fing schon bei meinem
Ex-Mann an. Kann es sein,
daß meine mangelnde Erregungsfähigkeit mit meiner Multiplen Sklerose zusammenhängt? Ich frage mich außerdem, ob es einen Zusammenhang mit meinen ständigen Blasen-entzündungen oder mit der Kaiserschnittnarbe gibt. Ich habe es schon mit Beckenbodentraining versucht, sowie Blütenpollen und Vit-amin E eingenommen. Doch alle Mühe war bisher vergebens. Inzwischen habe ich auch nicht mehr so viel Lust. Können Sie mir weiterhelfen?
Wenn ein Partner beim Geschlechtsverkehr keinen Orgasmus erlebt, handelt es sich in den seltensten Fällen um ein rein organisches Problem. Bei einer MS-Erkrankung
ist allerdings nicht auszu-schließen, daß es Nervenausfälle gibt, die einen Orgasmus verhindern. In diesem Zusammenhang sehe ich auch Ihre besondere Empfindlichkeit gegenüber Blasenentzündungen. Deshalb sollten Sie sich mit Ihrem Problem Ihrem Neurologen anvertrauen und ihn um die entsprechenden Untersuchungen und Ratschläge bitten.
Es gibt andere organische Veränderungen, die weitreichende Fernstörungen auslösen können. Man nennt diese Störfelder. Grundsätzlich kann jede Narbe eine Blockade im Körper aufbauen und dadurch funktionelle Störungen verursachen. Sehr erfolgversprechend ist hier eine Behandlung mit der Neuraltherapie nach Huneke. Dabei wird ein solches Störfeld mit einem Lokalanästhetikum unterspritzt, um die
unterbrochene Regulationsfähigkeit des Organismus wiederherzustellen. In Ihrem Fall kommen dafür die Kaiserschnittnarbe oder die chronisch kranke Blase in Betracht. Eine weitere Injektionstechnik mit einer hervorragenden Wirkung auf alle Störungen des Unterleibs einschließlich Libido- und Orgasmusstörungen ist die parazervikale Injektion, die allerdings nur von erfahrenen Therapeuten angewandt wird. Sie sollten in dieser Angelegenheit möglichst einen Frauenarzt mit Zusatzausbildung Neuraltherapie aufsuchen. Im Internet können Sie ausgebildete Therapeuten unter www.neuraltherapie-online.de finden.
Eventuell ist auch an psychologische Zusammenhänge zu denken. Vielleicht setzen Sie sich selbst unter „Erfolgsdruck“ und verspannen sich vor lauter „Versagensangst“ anstatt zu entspannen? Ich denke, hier ist ein vertrauliches Gespräch mit Ihrem Partner wichtig, um für sein Verständnis zu werben und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Hilfreich kann etwa eine mehrwöchige Phase ohne Intimverkehr sein, in der Sie aber regelmäßig liebevolle Partner-übungen mit Massieren und Streicheln ausführen. Um Spannungen zu lösen, eignen sich dazu ergänzend Autogenes Training, Yoga oder Muskelentspannungsübungen.
Wenn Sie selbst nicht weiterkommen, sollten Sie sich nicht scheuen, professionelle Hilfe von außen durch einen erfahrenen Sexual- oder Familientherapeuten in Anspruch zu nehmen. Adressen finden Sie meistens über die örtlichen Kirchen und Verbände wie etwa Diakonisches Werk oder Caritas.
Gezielt einsetzen läßt sich auch die Aromatherapie, um „in Stimmung“ zu kommen. Düfte umgehen den Verstand, die aromatischen Signale gelangen direkt über die Nase in das limbische System des Gehirns, wo sie unmittelbar auf die Gefühlslage einwirken. Ätherische Öle können aber auch über die Haut aufgenommen werden, etwa über eine Massage oder ein Aromabad. Natürlich müssen Sie sich ein Öl aussuchen, dessen Duft Sie mögen.
Als Aphrodisiakum wirken Muskatellersalbei oder Patchouli. Seit dem Altertum ist auch der süß-holzige Duft der indischen Sandelholzbäume dafür bekannt, daß er sexuelle Lustlosigkeit vertreiben kann. Einige Tropfen in einem Massageöl, in einer Duftlampe oder in einem Entspannungsbad genügen oft schon. Euphorisierend und aphrodisierend wirkt auch Ylang-Ylang. Den intensiven Duft dieses Öles können Sie mit etwas Zitronenöl abmildern. Die sanfte Heilkunst der Aromatherapie kann mithelfen, eine Partnerschaft zu vitalisieren.
Bekannt ist, daß Liebe durch den Magen geht. Als aphrodisierende Lebensmittel gelten etwa Sellerie und Peter-
silie, scharfe Kräuter wie
Chili, Pfeffer und Ingwer,
Artischocken, Spargel und
Austern. Wer sich gesund ernährt, hat sicherlich mehr Lust und Kraft für die Liebe. Ein wohlschmeckendes und gesundes Essen sendet hormonelle Botschaften aus und schenkt Entspannung. Das ist wiederum die wichtigste Voraussetzung für die Bildung von Sexualhormonen und lustvolles Empfinden.
Die hier vorgestellten Fälle beruhen auf speziellen Leseranfragen. Die genannten ergänzenden Thera-pievorschläge können nur allgemeinen Charakter haben. Der „Naturheilärztliche Rat“ ersetzt nicht Untersuchung, Anamnese und Therapie durch einen naturheilkundlich tätigen Arzt.