Den Artikel zu dieser redaktionellen Einleitung finden Sie in der Naturarzt-Druckausgabe
6/2006
Dr. med. Andreas Weiß
Naturheilärztlicher Rat – Leistenschmerzen
Leistenschmerzen
Vor einem halben Jahr verspürte ich erstmals ein starkes Ziehen in der rechten Leiste, das auch nach meiner Leistenbruchoperation noch häufig auftritt, besonders, wenn ich das Bein anhebe. Hin und wieder schmerzen zusätzlich Kreuzbein, Lendenwirbelsäule, Ischiasnerv und Knie, seltener die Hüfte. Verschiedene Ärzte stellten verschiedene Diagnosen. Können Sie mir zu mehr Klarheit verhelfen, welche Behandlung oder welche Medikamente helfen können? Ich (männl.) bin 72 Jahre alt und schlank.
! Soll eine Behandlung erfolgreich sein, muß eine eindeutige Diagnose vorausgehen. Aus meiner Sicht kommen für Ihre Beschwerden mehrere Ursachen in Frage. Wie Ihre verschiedenen Ärzte vermuten, können Ihre Leistenschmerzen sowohl von der Lendenwirbelsäule als auch von Hüftgelenk oder Kreuzdarmbeingelenk herrühren.
Daß Sie starke Schmerzen beim Anheben des Beines verspüren und es dabei knackt, spricht für eine Blockierung im Kreuzdarmbeingelenk. Diese tritt oft in Zusammenhang mit Hüft- oder Lendenwirbelsäulenerkrankungen auf. Die Ursache hierfür ist eine gestörte Muskelbalance im unteren Rücken, die zur Überdehnung der Bänder und zur Verspannung der Muskeln führt.
Ihrem mitgeschickten Röntgenbefund zum Becken entnehme ich, daß zwischen Kreuzbein und Lendenwirbelsäule höchstwahrscheinlich Abnutzungserscheinungen an Knochen, Bandscheiben und den kleinen Wirbelgelenken zu sehen sind. Solche Verschleißerscheinungen treten meist nicht isoliert auf, so daß sicherlich auch die "höhergelegenen Etagen" der Lendenwirbelsäule Veränderungen aufweisen. Abnutzungsveränderungen, insbesondere der Bandscheiben, können zu Schmerzen führen, die in Leiste und Bein ausstrahlen. Eine gezielte Untersuchung der Lendenwirbelsäule mit Hilfe von Röntgenaufnahmen oder Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) könnte zu mehr Klarheit verhelfen.
Die Ergebnisse der Kernspintomographie der Hüfte sprechen für eine Knochendurchblutungsstörung mit beginnendem Untergang des Knochengewebes. Eine solche Hüftkopfnekrose führt ebenfalls zu Schmerzen
und Bewegungseinschränkungen.
Ich empfehle Ihnen, den Verlauf der Hüftkopfnekrose erneut in einem Kontroll-MRT überprüfen zu lassen. In einem frühen Stadium kann sie durchaus wieder abheilen – meist unter Entlastung des Gelenks etwa mit Unterarmgehstützen. Schreitet die Erkrankung jedoch fort, werden Sie leider um eine Operation nicht herumkommen. Unbedingt sollte dabei gleichzeitig die Lendenwirbelsäule mituntersucht werden, um ein eventuell zusätzliches Bandscheibenproblem in diesem Bereich auszuschließen. Manchmal hat man nämlich "Läuse und Flöhe" gleichzeitig.
Eine Behandlung des Kreuzdarmbeingelenks schadet auf keinen Fall. Eine lokale Wärmetherapie mit Heizkissen, Fango- oder Moorpackungen sowie eine tiefenerwärmende Elektrotherapie z. B. mit Interferenzstrom können helfen. Aber auch Krankengymnastik mit Dehnung der Muskulatur kann die Schmerzen lindern. Manchmal wirken lokale, an das Kreuzdarmbeingelenk gesetzte Spritzen mit Lokalbetäubungsmittel sehr gut.
Nehmen Sie möglichst nur kortisonfreie Schmerzmittel ein. Eine gute Alternative sind pflanzliche Medikamente wie Phytodolor® Tropfen oder homöopathische Mittel wie Zeel® und Guajacum®. Sinnvoll kann dazu eine ergänzende Behandlung mit Teufelskralle sein, z. B. Harpagophytum-Hevert® oder Allya®.
Liegt tatsächlich eine Hüftnekrose vor, rate ich zur Einnahme von Antioxidantien, welche die Entzündung eindämmen: Vitamin C (2x täglich 1/4 TL), Vitamin E (täglich 800 bis 1200 IE über einen Monat, dann auf 400 IE pro Tag reduzieren), Selen (täglich 100 µg) und Zink (täglich 20 mg).