Liebe Leserin, lieber Leser,
diese Ausgabe unserer Zeitschrift beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Osteoporose. Vor Jahren äußerte ein Kritiker des modernen Medizinbetriebs, genau diese Diagnose sei ein typisches Beispiel für die Errungenschaften der „Krankheitserfindungsindustrie“: Eine im Grunde harmlose Symptomatik werde massiv aufgebauscht, um sie dann mit aufwendigen diagnostischen und therapeutischen Verfahren anzugehen. Stimmt das? „Ja und nein“, möchte man antworten.
Ja, wenn man bedenkt, dass Osteoporose ein Stück weit unser aller Schicksal ist – mit zunehmendem Lebensalter degenerieren alle Gewebe im menschlichen Körper, so auch die Knochen.
Ja, wenn man sich vorstellt, dass bei Knochendichtemessungen bei den meisten Patienten heraus kommt, es sei „an der Grenze“. Man fragt sich, warum gibt es nicht mehr Normalbefunde und woher stammen eigentlich die Normbereiche? Bohrt man kritisch nach, wird irgendetwas über „Studenten“ gestammelt, an denen die Normbereiche angeblich ermittelt und dann auf die jeweiligen Altersgruppen hochgerechnet wurden. Nicht gerade überzeugend.
Ja, wenn man sich bewusst macht, dass Knochendichte kein wirkliches Kriterium für Knochenstabilität ist. Kinder haben eine geringere Knochendichte, aber auch eine geringere Bruchrate durch hohe Elastizität des Knochens.
Und schließlich: Ja, wenn wir uns viele fragwürdige Therapien vergegenwärtigen, die uns über die Jahre begegnet sind, denken wir an die intensive Bewerbung von Fluoridgaben, die zwar den Knochen dichter, aber auch brüchiger gemacht haben. In den USA war dieses Verfahren nie zulässig, in Deutschland war es vor einigen Jahren noch große Mode. Heute hört man nichts mehr davon – zum Glück.
Auch die moderne Medikamentengruppe der Bisphosphonate geriet kürzlich in Verruf. Sie kann offenbar nicht nur bei längerer Einnahme – wie vorher angenommen – zu Kieferschädigungen führen. Negative Studien wurden von den Herstellern unter Verschluss gehalten. Die Sendung „Frontal 21“ berichtete darüber.
Andererseits ist Osteoporose nicht nur erfunden! Sie kann erhebliche Krankheitsbedeutung haben: Denken wir an Menschen, die ohne besondere Verletzungen Spontanwirbelbrüche erleiden. Dies hat nicht nur Größenabnahme zur Folge, sondern oft erhebliche orthopädische Beschwerden, in ungünstigen Fällen auch Lähmungserscheinungen oder andere neurologische Schädigungen. Denken wir auch daran, dass ein brüchiger Knochen bei Stürzen hochgradig gefährdet ist. Ein Sturz auf den Schenkelhals kann bei betagten Menschen zu dauernder Pflegebedürftigkeit führen.
Das Beispiel Osteoporose zeigt wieder einmal: Mit Schwarz-Weiß-Malerei ist es nicht getan. Panik ist nicht angezeigt. Pragmatische Lösungen sind gefragt. Dem versuchen wir, in diesem Heft gerecht zu werden: Wirkungsvolle Therapien und Selbsthilfemöglichkeiten sind oft sehr einfach. In zwei Punkten ergibt sich sogar ein erstaunlicher Konsens zwischen Schulmedizin und Naturheilverfahren: Beide befürworten intensive Bewegungstherapie und die Einnahme von Vitamin D.
Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen