Liebe Leserin, lieber Leser,
das Thema Fasten begegnet uns im ausgehenden Winter regelmäßig in den Medien: Illustrierte Zeitschriften feiern Fasten als hervorragende Methode zur „Entschlackung“ und als Weg, „lästige Pfunde“ loszuwerden. Jahrelang meldeten sich prompt Experten aus Medizin und Ernährungswissenschaft, warnten vor den gefährlichen „Nulldiäten“ und beschworen den Jo-Jo-Effekt als Einstieg in eine weitere Gewichtszunahme.
Einst hatten wir an dieser Stelle geschrieben, dass dieses jährlich wiederkehrende Procedere des aneinander Vorbeiredens wie bei einer defekten Schellackplatte abläuft, bei der der Saphir in die immer gleiche Spur zurückspringt und nicht weiterkommt …
Seit wenigen Jahren erscheint die Situation verändert. Durch die Erkenntnisse der modernen Forschung zum Thema Fasten ist die Kritik weitgehend verstummt und das Interesse in Fachkreisen gestiegen. Denn die neuen Ergebnisse bestätigen: Fasten wirkt antientzündlich, stoffwechselentlastend („Detox“), damit nahezu ursächlich z. B. bei Diabetes; es wirkt schmerzlindernd, stimmungsaufhellend und angstlösend. Gewichtsabnahme ist da eher ein Nebeneffekt.
Diese Wirkungen treten nicht nur beim in Deutschland besonders verbreiteten Saftfasten nach Buchinger auf, sondern tendenziell auch schon bei einer 16-stündigen Nahrungspause. Diese als Intervallfasten bezeichnete Methode erleichtert es auch bislang skeptischen Menschen, sich dem Fasten – ehedem als „Hungerkur“ verschrien – anzunähern.
Inzwischen bin ich überzeugt: Fasten wird zunehmend zu einem ganzjährigen Dauerthema, denn es entfaltet einen Effekt, der für neues Denken im Gesundheitswesen zukünftig immer wichtiger werden dürfte – ein fachübergreifender Ansatz, bei dem orthopädische, Herz-Kreislauf- und Lungenprobleme, dazu etliche Befindlichkeitsstörungen oft „auf einen Schlag“ positiv beeinflusst werden können.
Eine ähnliche therapeutische Vielzweckwaffe ist die Bewegung. Kölner Sportmediziner sagen inzwischen zu Recht: „Kein Sport ist das zweite Rauchen.“ Kombiniert man beides, Fasten und Bewegung, entsteht eine Allzweckwaffe, die vorbeugend wirkt, viele bereits bestehende Erkrankungen und Beschwerden lindern oder sogar heilen kann und obendrein erheblich ressourcensparend ist.
Es wäre an der Zeit, dass sich auch die Funktionäre des Gesundheitswesens und die Politik diesen Themen annähern und erkennen, dass Fortschritte der Medizin nicht nur aus neuen Operationsmethoden und Medikamenten bestehen.