Liebe Leserin, lieber Leser,
zu Beginn eines jeden Jahres lesen wir in Gesundheitszeitschriften und Illustrierten zum Teil euphorische Berichte über die heilende Wirkung des Fastens bei unterschiedlichen Erkrankungen und Beschwerden. Zudem sei Fasten ein Königsweg zu innerer und äußerer Schönheit. Zeitgleich erscheinen aber in diversen sich seriös nennenden Zeitschriften Expertenberichte, in denen vor dem Fasten gewarnt wird. Die Argumente sind stets die gleichen: Fasten sei eine gefährliche Mangelernährung mit immunschwächender Wirkung, die sich zudem für das Abnehmen nicht eigne, da im Anschluss ein Jojo-Effekt eintrete.
So in etwa äußern sich zumeist „wichtige“ Mediziner, Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und andere, die allesamt eines gemeinsam haben: keinerlei eigene Erfahrung im Umgang mit dem Heilfasten. Seit geraumer Zeit warnt sogar ein Kritiker vor einer „Fastenmafia“. Er meint offenbar die verschiedenen Ärzte und Therapeuten, die zum Teil in international renommierten Kliniken das Heilfasten seit Jahrzehnten erfolgreich einsetzen. Man hat das Gefühl, bei dieser alljährlich wiederkehrenden Diskussion handele sich um eine Art Schellackplatte mit Sprung: Der Saphir der Argumentation rutscht immer wieder in die gleiche Rille zurück.
Viele, die es erlebt haben, werden bestätigen: Fasten ist ein Weg, zahlreichen Zivilisationskrankheiten den Nährboden zu entziehen und effektiv vorzubeugen, aber auch, um den geistig-intellektuellen Horizont zu erweitern.
Ein Begriff aus den letzten Jahren gefällt mir in diesem Zusammenhang recht gut: „Medienfasten“. Damit ist gemeint, für eine gewisse Zeit auf den Konsum der üblichen Medien, insbesondere Fernseher und Radio, völlig zu verzichten. Und ich finde, diesen Schritt könnte jeder Mensch immer wieder einmal beherzigen – es muss ja nicht gerade während einer Olympiade oder Weltmeisterschaft geschehen. Ist es nicht schön, einmal einige Wochen nichts im Radio oder Fernseher vom Nahen Osten zu hören, keine langwierigen Diskussionen über Tarifverhandlungen, keine Polittalkshow mit den immer gleichen Leuten, die vom „Schritt in die richtige Richtung“ reden, kein Radio, bei dem selbst während Wettervorhersage und Verkehrsmeldungen Dudelei im Hintergrund erklingt?
Meist wird man feststellen, wie wenig einem nach mehrwöchigem Medienfasten entgangen ist. Viele Dinge, die eben noch brandheiß dargestellt wurden, haben schon nach wenigen Tagen oder Wochen ihre Bedeutung verloren. Das führt uns dazu, wesentliche Dinge im Leben viel deutlicher zu erkennen und zu mehr Gelassenheit zu gelangen. Und genau dies ist eine wesentliche Aufgabe des Fastens, das durch Medienfasten eine sinnvolle Ergänzung erfahren würde. Bei der klassischen Heilfastenkur – etwa in einer Klinik – gilt schon seit jeher: sie sollte keine Phase der passiven Zerstreuung sein, sondern der bewussten Umorientierung dienen, etwa durch Beschäftigung mit erbauender Literatur, Musik oder dem guten Gespräch mit Gleichgesinnten.
In diesem Sinne: viel Erfolg, wünscht