Schmerztherapie mit oder ohne Nebenwirkungen?

Schmerztherapie mit oder ohne Nebenwirkungen?

Liebe Leserin, lieber Leser,
auf einem Kongress waren sogenannte „Ko-Analgetika“ Thema, also Medikamente, die begleitend zu Schmerzmitteln verordnet werden, um den Therapieeffekt zu verbessern. So soll der Wirkstoff Clonidin den Effekt von Opiaten unterstützen, kann aber zu Mundtrockenheit, Verstopfung und Blutdruckabfall führen. Klar doch: Clonidin ist ein alter Blutdrucksenker. Bei Nervenschmerzen – zum Beispiel Trigeminusneuralgie oder Polyneuropathie – werden gerne die Wirkstoffe Gabapentin und Pregabalin verordnet. Sie können jedoch zu Schwindel, Schläfrigkeit, Gangstörungen und sonstigen „kognitiven Störungen“ führen. Außerdem erhöhe sich das Risiko für Vorhofflimmern und dann könne es ratsam sein, die Wirkstoffe wieder abzusetzen.

Bei anhaltenden Schmerzen nach einer Gürtelrose (PostZoster-Neuralgie) könne man die Medikamente mit dem Antidepressivum Ami­tryptilin kombinieren. Das sei aber „ein gefährlicher Cocktail“ und man müsse „die Betroffenen sehr gut im Auge behalten“… Was soll ich mir unter solchen Empfehlungen vorstellen? Videoüberwachung der Patienten rund um die Uhr? Und weiter: Der bei Polyneuropathie und Angststörungen eingesetzte Wirkstoff Duloxetin begünstige Natriummangel und erhöhe das Blutungsrisiko. Aus Platzgründen soll die Aufzählung hier enden.

Genau diese beschriebenen Probleme habe ich immer wieder bei Schmerzpatienten erlebt: Polypharmazie mit diversen Nebenwirkungen, aber meist nur eine höchst mäßige Wirkung auf das eigentliche Leiden, den Schmerz.

Hat denn die Naturheilkunde bei chronischem Schmerz etwas zu bieten? Ich behaupte: Allemal viel mehr als nichts! Beispielsweise Entspannungsverfahren, Verhaltenstraining, Stressmanagement, sanfte Physiotherapie, manuelle Lymphdrainage, regulative Verfahren wie Akupunktmassage nach Penzel (APM), die Akupunktur selbst, wobei ich insbesondere die Dauernadelakupunktur bei Schmerz für eine gute Option halte, ebenso die Neuraltherapie nach Huneke. Oft hilft außerdem Heilfasten mit seiner schmerzlindernden und angstlösenden Wirkung.

Auch wenn vorgenannte Verfahren nicht alle Probleme lösen, sie helfen aber ein Stück weiter – und das ohne gravierende Nebenwirkungen. Nochmals sei an dieser Stelle auf einen Artikel von Dr. Maurer verwiesen („Schmerz als Schrei der Seele“ in Naturarzt 12/2019), wonach Schmerz immer ein subjektives Phänomen sei. Und genau dieses Stichwort eröffnet eine Reihe weiterer Therapiemöglichkeiten, vor allem auch solche, die Geist und Seele guttun.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Rainer Matejka