Als Jochen Sinzig (Name von der Redaktion geändert) ein paar Jahre vor der Rente seinen Job verliert, trifft ihn das wie ein Schock. Die Chancen stehen schlecht auf eine Rückkehr in den Beruf. Ein Tinnitus stellt sich ein, der seine Energie immer weiter schwinden lässt. Aber so leicht ist der Ingenieur nicht unterzukriegen. Er besinnt sich auf die ordnenden Kräfte der Natur und beschließt einfach, nicht länger krank sein zu wollen.
„Jochen?“ Mein Kollege musste deutlich die Stimme erheben, um in der geräuschintensiven Werkshalle zu mir durchzudringen. „Hast Du schon gehört? Der Chef hat für heute eine außerplanmäßige Besprechung angesetzt.“ Ich nickte. „Weißt Du, warum?“, wollte ich wissen. „Nee. Wir werden es schon erfahren.“
Wie immer herrschte geschäftiges Treiben, als unser Werksleiter das Sitzungszimmer betrat. Nur allmählich kehrte Ruhe ein. Er räusperte sich und kam direkt zur Sache, wie es seine Art war. „Nun – wie Sie bereits mitbekommen haben, befindet sich unsere Firma in einer Phase der Umstrukturierung. Deshalb möchte ich Ihnen, den führenden Angestellten, als Erste mitteilen, dass sich die Firmenleitung entschlossen hat, unseren Standort zu schließen.“ Schlagartig war es totenstill in dem Raum. Eine Fliege summte durch die Luft und ließ sich auf dem Tisch nieder. Nur langsam sickerte das Ungeheuerliche in unser Bewusstsein. Schließung? Was bedeutete das? Kündigung? Umzug zu einem anderen Werk? Ich hatte auf einmal das unstillbare Bedürfnis, allein zu sein. Wortlos stand ich auf und verließ das Zimmer. Mein Chef ließ es geschehen …