Liebe Leserin, lieber Leser,
noch vor rund 30 Jahren herrschte in der Medizinlandschaft die Devise: ab 50 muss man was fürs Herz tun. Dieser Empfehlung folgte dann auch prompt die Verordnung von Digitalis (Herzmedikamente mit dem Wirkstoff der Fingerhut-Pflanze). Mittlerweile wissen wir: Das hat oft mehr Schaden als Nutzen angerichtet.
Eigentlich kann man heute mit Fug und Recht behaupten: die Menschen sind alle jünger geworden. Längst hat sich die einstige Generation „50 plus“ zu einer quietschfidelen „70 plus“ entwickelt. Macht es also auch ohne manifeste Erkrankung überhaupt Sinn, vorbeugend etwas für Herz-Kreislauf zu tun? Angesichts der Tatsache, dass Herz-Kreislauf-Leiden noch immer und unangefochten auf Platz 1 der häufigsten Todesursachen rangieren, denke ich: ja! Die einfachen Grundlagen – die „Basics“ sozusagen – sollte man beachten und wenn nötig auch optimieren. Dazu gehört neben der Normalisierung des Körpergewichts, regelmäßiger Bewegung und gesunder Ernährung, in jedem Fall der vollständige Verzicht auf Nikotin. Und natürlich: Ruhe bewahren! Das Herz mag keinen Dauerstress.
Auch beim Blutdruck sind Normalwerte erstrebenswert. Mitunter kursiert in naturheilkundlichen Kreisen die Unterstellung, Blutdrucknormen würden allein von der Pharmaindustrie festgelegt, ganz ähnlich den Vorgaben zu Blutfetten. Zwischen der Medikation bei Hypertonie und zu hohem Cholesterin aber existiert ein eklatanter Unterschied: Setzt man chemische Blutfettsenker ein, müssten statistisch gesehen 176 Patienten ein solches Präparat über Jahre hinweg nehmen, bis de facto einer profitiert (also länger lebt) – von den teils gravierenden Nebenwirkungen einmal abgesehen. Bei der Bluthochdrucktherapie liegt diese sogenannte „number needed to treat“ (Anzahl derer, die behandelt werden müssen, um das eigentliche Therapieziel zu erreichen) bei lediglich 1,4. Das bedeutet, wenn nur zwei Menschen ihre Hypertonie behandeln, profitiert mindestens schon einer davon.
Auch beim Altersherz kann die Naturheilkunde Etliches bieten: Weißdorn schützt das Herz wie ein milder Betablocker vor Stress, stärkt es dabei gleichzeitig und verbessert seine Durchblutung. Will man dem Herzen mehr Sauerstoff zufächeln, kann im Bedarfsfall Strophantin eingesetzt werden. Es liegt heute nur noch in homöopathischer Form vor (lediglich Spezialapotheken liefern weiterhin den pflanzlichen Extrakt auf Rezept), entfaltet aber durchaus bei der entsprechenden Indikation positive Effekte. Kalium und Magnesium stabilisieren den Herzrhythmus. Ersteres entsäuert, letzteres wirkt blutverdünnend und rhythmusstabilisierend. Omega-3-Fette, eventuell in Form zusätzlicher, ergänzender Präparate eingenommen, wirken antiarrhythmisch und verbessern ebenfalls die Blutfließeigenschaften. Im Rahmen einer großen Vergleichsstudie mit ASS, Betablockern, ACE-Hemmern und Statinen haben sie am besten abgeschnitten.
Und schließlich ist da noch das Vitamin D. Vor allem im Winter, aber auch während verregneter, grauer Sommer in unseren Breitengraden mangelt es allerorts und kann wegen fehlender Sonneneinstrahlung nicht ausreichend produziert werden. Großzügige Substitution von O bis O (Oktober bis Ostern) ist daher angesagt. Oft sind es die einfachen aber effektiven Maßnahmen, die viel Positives für das Herz bewirken können.
Mit HERZlichen Grüßen
Ihr Dr. med. Rainer Matejka