Liebe Leserin, lieber Leser,
haben Sie zufällig im Februar 2010 während der Winter-olympiade in Vancouver die letzte Disziplin verfolgt? Es handelte sich um den 50-km-Skilanglauf der Herren. Am Start war auch der Deutsche Axel Teichmann, Gesamtweltcupsieger 2004/2005, doch von der Presse im Vorfeld als „Dauerpessimist“ eingestuft, weil er sich selbst und der Mannschaft keine besonderen Chancen ausrechnete.
Tatsächlich hatte Teichmann nach rund 30 km einen erheblichen Rückstand von fast zwei Minuten auf die Spitze, der auch auf den folgenden Kilometern nicht verringert werden konnte. Bei der letzten Verpflegungsstation – ich glaube, es war bei Kilometer 45 – wurden noch einmal „Drinks“ an die Sportler verteilt. Auf einmal startete Teichmann eine fulminante Aufholjagd, konnte wieder zur Spitze aufschließen, lag in der Zielkurve in Führung, wurde lediglich von seinem damaligen Dauerrivalen, dem Norweger Petter Northug, auf den letzten Metern noch überspurtet.
Auf die Frage an den Betreuer, welches Wundergetränk denn verabreicht worden sei, antwortete dieser: Kaffee und Cola zu gleichen Teilen.
Aus Sicht des naturheilkundlichen Therapeuten schlucken wir bei dieser Beschreibung erst einmal. Galt doch in orthodoxen Naturheilkundlerkreisen Kaffee lange Zeit als ein primitives Genussmittel für Charakterschwächlinge. In den letzten Jahren wurde er allerdings rehabilitiert, da man reichlich gesunderhaltende Polyphenole im Kaffee entdeckte und ihm mittlerweile auch Anti-Alzheimer-Effekte zuschreibt.
Aber wie steht es mit der Übersäuerung? Wie kann es sein, dass zwei derartig säuernde Getränke, gemixt ausgerechnet in der Endphase eines Skilanglaufes, dem offensichtlich sowieso schon übersäuerten Sportler den letzten Kick gegeben haben? Ein kurzes Strohfeuer? Ich denke, man kann viel darüber spekulieren. Vieles wissen wir nicht genau.
Die Theorie der chronischen Übersäuerung, die wir in der Naturheilkunde seit langem als Ursache für viele Erkrankungen und Beschwerdebilder beschreiben, wird allerdings zunehmend wissenschaftlich untermauert. Nicht im deutschsprachigen oder europäischen Raum. Dort lächeln Wissenschaftler bei Nennung dieser Stichworte bestenfalls nachsichtig oder grinsen überheblich. Einige aktuelle Fachartikel aus dem angelsächsischen Bereich beschreiben jedoch die unbemerkte chronische Übersäuerung nicht nur als mitursächlich für Osteoporose, sondern auch für Schmerzzustände aller Art und zahlreiche unerklärliche Befindlichkeitsstörungen.
Dies würde bedeuten, „Entsäuerungstherapien“ machen wirklich einen Sinn. Und die sich anschließend besser fühlenden Patienten bestätigen es sowieso. Was für die Endphase eines Skilanglaufs gelten mag, trifft auf den Alltag jedenfalls nicht zu: Übersäuerung macht nicht fit, sondern müde und krank.
In dieser Naturarzt-Ausgabe beschäftigen wir uns mit demjenigen Organ besonders intensiv, welches an der Säure-Basen-Regulation entscheidend beteiligt ist: der Niere. Sie ist „das“ Organ, welches Säure aktiv ausscheiden kann. Wir sollten daher gut zu unserer Niere sein, sie so weit wie möglich schützen und unterstützen, auch indem wir dafür sorgen, dass uns nicht zu viel „an die Nieren geht“.
In diesem Sinne
grüßt Sie herzlich
Rainer Matejka