Was ist schon Freiheit? Reisen, Kino, Essengehen oder anderer Konsum? Freiheit der Gedanken? Diese Gedanken aussprechen zu dürfen? Oder ist es Freiheit, aus seinem eigenen Willen Entscheidungen zu treffen – ohne äußeren Zwang?
Tatsächlich beschäftigt die Bedeutung von Freiheit Philosophen schon seit Jahrhunderten. Eine universelle und allgemeingültige Definition gibt es nicht. Freiheit ist von zu vielen verschiedenen Parametern abhängig und wird individuell empfunden. Menschen in Nordkorea verstehen unter Freiheit etwas anderes als Menschen in Europa. Freiheit lässt sich nicht verallgemeinern. Das ist alleine schon der Tatsache geschuldet, dass der Freiheitsbegriff einem permanenten Wandel ausgesetzt ist, der soziale, psychologische, kulturelle, politische, rechtliche und religiöse Dimensionen beinhaltet.
Betrachtet man die gesellschaftliche Bedeutung von Freiheit, muss man leider feststellen, dass wir wirklich frei nie sein werden. Wir Menschen sind immer Teil einer Gesellschaft, die gemeinsame Werte und Ideale hat. Oder Traditionen, die Regeln und Normen vorgeben. Diese ermöglichen Freiheit im Zusammenleben und orientieren sich an dem, was für die Mehrheit nützlich ist. Im Vordergrund steht immer das Kollektiv. Wer sich dem entziehen möchte, muss ein Leben fernab jeglicher Gesellschaftsformen führen.
Die Natur hat es jedoch nicht vorgesehen, dass wir alleine sind. Soziale Kontakte sind fest in unseren Grundbedürfnissen verankert. Will man nicht alleine sein, ist man auf die Akzeptanz seiner Mitmenschen angewiesen. Für diese Akzeptanz werden Regeln und Normen befolgt. Entspricht man nicht der gesellschaftlichen Norm, müssen deutliche Einschränkungen der persönlichen Freiheit hingenommen werden. Als Folge distanziert sich die Masse von Individuen, die nicht regelkonform handeln. Für die betroffene Person selbst bedeutet das soziale Isolation.
Gesteht das Kollektiv Individuen individuelle Freiheit zu, entsteht eine Wechselbeziehung zwischen individueller und kollektiver Freiheit. Diese Wechselbeziehung herrscht immer dann, wenn wir die Freiheit, die wir für uns selbst beanspruchen, auch anderen zugestehen. Was logisch klingt, sieht in der Realität oftmals anders aus, was uns große gesellschaftliche Probleme bereitet.
Beschäftigt man sich mit dem Freiheitsbegriff, gilt es zwischen innerer und äußerer Freiheit zu unterscheiden. Letztere ist einfach zu erklären: Man ist unabhängig, wird nicht unterdrückt und befindet sich nicht in irgendeiner Form der Gefangenschaft. Das rechtliche, soziale und politische Umfeld bietet einem die Möglichkeit, sich ohne äußere Einschränkungen frei zu bewegen. Innere Freiheit hingegen bezieht sich auf den Menschen und darauf, seine persönlichen, ihm zur Verfügung stehenden Fähigkeiten ohne Zwang oder Druck zu nutzen. Diese Form der Freiheit müssen wir uns erarbeiten. Innere Freiheit ist ein Prozess, der immer in Gang bleibt.
Wer das erkennt, hat zahlreiche Möglichkeiten, sie sich zu verschaffen. Doch wer sich die Glaubenssätze seiner Umwelt zu eigen macht, zahlt einen hohen Preis. Er gibt seine innere Freiheit auf. Die Konsequenz daraus ist ein fremdbestimmtes Leben.
Lebensglück und Erfolg sind ganz eng an Freiheit und Unabhängigkeit gekoppelt. Dafür müssen wir aufhören, die Erwartungen anderer Menschen erfüllen zu wollen. Vielmehr müssen wir unseren eigenen Erwartungen gerecht werden. Wir müssen Regeln und Normen hinterfragen und bewerten. Nur so haben wir eine Chance, aus unserem inneren Gefängnis auszubrechen. Oder wie der Schriftsteller Nicolas-Sébastien de Chamfort sagt: „Die Fähigkeit, ein Nein auszusprechen, ist der erste Schritt zur Freiheit.“
Weiterführende Literatur
M. Czerner: Ignore the Rules – Warum wir es wieder wagen müssen, Regeln zu brechen, BusinessVillage, Göttingen 2021
Autor
Markus Czerner, ehemaliger Tennisprofi, arbeitet als Redner, Coach und Autor. Bei seinen Auftritten spricht er nicht nur über die Sonnenseiten des Erfolgs, sondern beschäftigt sich auch mit Tabuthemen wie dem Scheitern. Weitere Informationen unter markusczerner.de