In einer Welt mit so viel Schnelllebigkeit und allerlei Ablenkungen wird es immer schwieriger, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und den Fokus für das eigentlich Wichtige im Leben zu bewahren. Aber um sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können, muss man erst einmal wissen, was das ist.
Sicherlich wünschen sich die allermeisten Menschen ein erfülltes Leben. Nur: Versteht nicht jeder etwas anderes darunter? Um das herauszufinden, ist es wichtig, immer wieder innezuhalten, das „Hamsterrad“ zu stoppen und sich den Lebensfragen zu stellen. Wenn wir uns die Zeit nehmen und in uns hineinlauschen, werden Antworten dazu in uns selbst auftauchen.
Auch die aktuellen Weltgeschehnisse, ob Corona- oder Klimakrise, Angst vor Amoklauf oder Terroranschlägen, aber auch persönliche Krisen, schenken uns immer wieder die Möglichkeit zu entschleunigen. Sie werfen uns auf die Frage zurück: „Was ist wirklich von Bedeutung?“ Denn wenn alle gewohnten und sicheren Strukturen im Außen brüchig sind, gibt uns das die Chance in uns hineinzulauschen. Hilfreich dafür sind beispielsweise folgende Fragen, die Sie sich von Zeit zu Zeit stellen können:
► Wofür lebe ich?
► Wofür stehe ich?
► Was ist wirklich wichtig für mich?
► Was ist wesentlich in meinem Leben?
► Wer bin ich? Wer bin ich in der Tiefe, in meinem Wesenskern?
► Was an mir ist vergänglich?
► Was bleibt, wenn ich irgendwann gehe?
Auch wenn man darauf wahrscheinlich nie eine endgültige Antwort findet, führen diese Fragen uns ein wenig mehr zu unserem Wesenskern. Es ist ein lebenslanger Prozess, an dem wir wachsen und reifen können.
Häufig meinen wir zu wenig Zeit zu haben und nehmen uns diese nicht … doch am Ende des Lebens, in Lebenskrisen oder durch einschneidende Erlebnisse wie z. B. Erkrankungen – immer dann, wenn die Zeit kurz angehalten wird – rückt das Wesentliche ganz schnell in den Vordergrund.
Das weiß auch Sabine nur zu gut, eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die an Krebs erkrankte: „Ich war eine überaus erfolgreiche, durchsetzungsfähige Frau, die nichts als Arbeit kannte, von früh bis spät. So vernachlässigte ich all meine Freundschaften, weil ich immer mehr erreichen wollte. Ich war eine Macherin, doch dann stellte der Brustkrebs meine Weltsicht von jetzt auf gleich auf den Kopf. Es war dann auf einmal nicht mehr wichtig, die Welt in Gewinner und Verlierer einzuteilen und darauf zu achten, selbst auf der Gewinner-Seite zu stehen. Von da an gab es sehr viel wichtigere Dinge: mein Leben zu leben, Gesundheit, Freundschaft, usw. statt ewiges Streben nach Erfolg, Karriere und Reichtum. Der Krebs hielt mich in meiner Lebenshast an und schaffte es, dass ich mich anderen Lebensfragen stellen konnte. Früher war das für mich undenkbar gewesen, vor allem war dafür keine Zeit. Heute sehe ich klarer, wer ich bin, sowie wer und was mir wichtig ist.“
Solche Lebenseinschnitte mit unserer eigenen Vergänglichkeit vor Augen helfen, uns zu fokussieren. Doch auch wenn wir meinen, noch viel Zeit zu haben: Worauf warten wir? Halten wir uns einmal vor Augen, wie lange ein Mensch lebt. Im Durchschnitt sind es etwa 28.200 Tage, das entspricht 77 Jahren. Ziehen Sie davon noch Ihre bisher verlebte Lebenszeit ab, dann wirkt das Leben gleich deutlich vergänglicher. Und dann fragen Sie sich: Was will ich noch tun, erleben? Was ist mir noch wichtig? Oder Sie stellen sich vor, Sie hätten nur noch wenige Tage zu leben, was wäre dann in diesem Moment noch von Bedeutung?
Weiterhin können Sie sich fragen: Was brauche ich eigentlich nicht, was nimmt unnötig viel Raum in meinem Leben ein? Um das zu visualisieren, schreiben Sie zunächst auf, was Ihnen wichtig ist. Malen Sie dann einen Kreis in die Mitte eines Blattes und unterteilen Sie ihn wie einen Kuchen in einzelne Segmente. Schreiben Sie in die einzelnen Kuchenstücke Begriffe aus dieser Liste in der entsprechenden Größe hinein. Der Kreis stellt Ihren Lebensraum dar, die unterschiedlich dicken und dünnen Kuchenstücke die Lebensinhalte. Schauen Sie sich dann an, was wieviel Raum in Ihrem Leben einnimmt: z. B. Arbeit, Berufung, Familie, Partnerschaft, Freundschaften, Ihre Kinder, Ihre Gesundheit … So können sie sehen, was zu viel und was zu wenig Platz hat, um im nächsten Schritt das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen.
Wie sieht Ihr Lebenskuchen aus? Haben Sie zu viel Zeit für Unwichtiges und zu wenig für sich? Wie geht es Ihnen damit? Und wie können sie das verändern? Worauf wollen Sie künftig mehr Ihren Fokus legen? Was soll mehr Raum bekommen?
Schaffen Sie sich so Ihre persönliche Definition von „wesentlich“ und „wichtig“.
Und denken Sie daran, was der kleine Prinz in dem Buch von Antoine de Saint-Exupéry sagt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Daher halten Sie immer wieder inne und lauschen auf Ihr Herz – fernab vom Trubel des Alltags in kleinen Momenten der Stille!